1847 wurde er als Zeichenlehrer der Kiewer Universität angestellt, konnte seine Tätigkeit aber nicht aufnehmen, weil er zusammen mit allen Mitgliedern der Kyrill-Method-Brüderlichkeit verhaftet wurde. Für elf Jahre wurde Schewtschenko unter strenger Aufsicht als Zwangsrekrutierter ins Orenburger Sonderkorps verbannt, mit dem Verbot “zu malen und zu schreiben”.
Nach seiner Freilassung lebte Schewtschenko bis zu seinem Tode in Petersburg, wo er sich neben einigen Dramen und Liedern hauptsächlich der politisch-sozialen Dichtung in Form von Balladen zuwandte, in denen immer wieder Motive aus der ukrainischen Volkspoesie erschienen.
Taras Schewtschenko starb am 1. März 1861. Laut seinem Vermächtnis ist er in der weiten Steppe der geliebten Ukraine in der Stadt Uman begraben.
Schewtschenko wurde vom Volk beliebt und verehrt.
der Leibeigene — кріпак der Schatz — скарб das Schicksal — доля der Ruhm — слава erregen —збуджувати; хвилювати scharfsichtig — | empfindlich — вразливий wißbegierig — прагнучий до знань loskaufen — викупати nahestehen — бути близьким die Aufsicht — нагляд |
спостережливий
Pawlo Sagrebelnyj, ein talentierter Prosaiker, Publizist, Drehbuchautor und Literaturkritiker, ist eine große Erscheinung der ukrainischen Literatur. Er wurde am 25. August 1924 im Dorf Solochino bei Poltawa in einer Bauernfamilie geboren. Er wuchs ohne Mutter unter den gutherzigen arbeitsamen, weisen Dorfmenschen auf. Von Kindheit an träumte er davon, Wissenschaftler zu werden und interessierte sich in den Schuljahren für Mathematik.
Aber sein Traum vewirklichte sich wegen des Krieges nicht.
Seit 17 Jahren ging er als Freiwilliger an die Front. Dort wurde er verwundet und entkam der Gefangenschaft. Nach dem Krieg arbeitete er in einer Militärmission in Deutschland. 1946—1951 studierte er an der philologischen Fakultät an der Universität in Dnipropetrowsk und arbeitete als Journalist in vielen Zeitungen. Zu dieser Zeit erschienen seine ersten Erzählungen und Novellen. Er siedelte nach Kyjiw über und arbeitete als Redakteur einer Zeitung. Er reiste viel durch das Land und ins Ausland. In diesen Jahren lernte er sein eigenes Land und Ausland besser kennen. In den 60er Jahren beschäftigte er sich vorwiegend mit der schriftstellerischen Arbeit. Zu dieser Zeit erschienen seine ersten Romane “Europa 45”, “Gutherziger Teufel” u. a. Hier gestaltete Sagrebelnyj die Nachkriegsprobleme, stellte die Entwicklung der Gesellschaft aus der welthistorischen Sicht dar.
Aber besonders beliebt sind seine historischen Romane: “Jewpraksija”, “Roksolana”, “Ich bin Bogdan” und “Wunder”. Sie sind dem Kyjiwer Russ gewidmet. In diesen Romanen verband der Autor die Vergangenheit mit der Gegenwart. Sogar die Zeit selbst ist in seinen Romanen die handelnde Person. Er ist Schewtschenko- und Staatspreisträger. Sein Schaffen ist ein bedeutsamer Beitrag zu der ukrainischen Literatur.
der Drehbuchautor — сценарист die Erscheinung — явище wachsen — рости gutherzig — добрий arbeitsam — роботящий weise — мудрий, розумний von Kindheit an — з дитинства träumen — мріяти der Freiwillige — доброволець | die Gefangenschaft — полон die Militärmission — військова місія übersiedeln — переїздити vorwiegend — перевага die Sicht — тут: погляд widmen — присвячувати die Gegenwart — сучасність der Preisträger — лауреат der Beitrag — внесок |
verwundet — поранений
Till Eulenspiegel ist vermutlich um das Jahr 1300 in Kneitlingen bei Braunschweig zur Welt gekommen und 1350 in Mölln gestorben; aber sicher ist es nicht, ob er wirklich einmal gelebt hatte. Er ist der Held eines deutschen Volksbuches, der mit bäuerlichem Witz seine Mitmenschen kritisiert. Das Buch gibt es in fast allen europäischen Sprachen.
Einmal arbeitete Till Eulenspiegel als Lastträger. Da kam ein Mann zu ihm, der war in der ganzen Stadt als geizig bekannt. Till sollte ihm einen Korb mit teurem Geschirr in die Wohnung tragen. Als Lohn hatte ihm der Mann zehn Pfennig versprochen.
Aber unterwegs meinte der Geizige: “Till, du bist noch jung und kannst noch viele Jahre lang Geld verdienen. Ich zahle dir nur neun Pfennig”. Till Eulenspiegel war einverstanden. Ein paar Straßen weiter wollte der Alte ihm nur noch acht Pfennig zahlen, dann nur noch sieben. “Ein paar Pfennige sind besser als gar nichts”, dachte Till Eulenspiegel und trug den Korb weiter.
Nun ging der Alte mit dem Lohn immer weiter herunter, und als sie endlich vor dem Haus angekommen waren, wollte er nur noch einen Pfennig zahlen. Er sagte: “Till, wenn du nicht einmal diesen einen Pfennig willst, dann gebe ich dir drei gute Lehren”.
Till sagte nichts und der Alte sprach weiter: “Wenn man dir sagt, Hunger sei besser als ein voller Magen, so glaube es nicht! Wenn man dir sagt, ein Armer lebe besser als ein Reicher, so glaube es nicht! Und wenn man dir sagt, es sei angenehmer, zu Fuß zu gehen als im Wagen zu fahren, so glaube es nicht!”
Till hatte geduldig zugehört und schleppte dann die schwere Last wortlos die Treppe hinauf. Als er oben war, sagte er: “Hör, Alter, auch ich will dir eine Lehre geben. Wenn man dir sagt, in diesem Korb sei nichts zerbrochen, so glaube es nicht!” Und er warf den Korb die Treppe hinunter, so dass die Scherben nach allen Seiten flogen. Und Till Eulenspiegel beeilte sich und machte, dass er wegkam.
geizig — скупий geduldig — терпляче
versprechen (a, o) — обіцяти schleppen — тягти, тягнути der Lohn — плата die Scherbe — уламок
Auch das Theaterleben Münchens bietet ein sehr buntes und lebendiges Bild: ständig werden rund 70 Bühnen und Bühnchen bespielt. Das Angebot reicht von der Bayerischen Staatsoper, die höchsten Ansprüchen genügt, bis zur traditionsreichen Kleinkunst und zur Avantgarde in Kellertheatern und Hinterhöfen. Die Kammerspiele im Schauspielhaus, ein Juwel des Jugendstils, und das Residenztheater neben der Oper gehören zu den großen Häusern der deutschen Schauspielkunst. Das Cuvillies-Theater gilt als eine Perle des Rokoko. Die Maximilianstraße ist geradezu eine Theatermeile, mit entsprechenden Cafés und Restaurants.
Musikpflege ist in München seit Jahrhunderten große Tradition. 1556 wurde der niederländische Maestro Orlando di Lasso an den Hof berufen. “Märchenkönig” Ludwig II. holte später Richard Wagner. Festwochen verbreiten, insbesondere im Sommer, vielerorten eine gelöste, heitere Hochstimmung. Das Kulturzentrum am Gasteig ist seit einigen Jahren das klingende Herz der Stadt, aber auch viele Aktivitäten dort sind des Besuches wert.
Die “Münchner Szene”, bestehend aus oft spontanen Kulturdarbietungen, Pop und Jazz, hat sich längst über alle Stadtviertel ausgebreitet. Und immer noch lebt die alte bürgerlich-bäuerliche Gaudi, vom Gstanzlsingen bis zum derben Dialektspiel von Laienensembles. Über all dies informiert das Monatsprogramm des Fremdenverkehrsamtes.
ständig — постійно die Perle — перлина das Angebot — пропозиція das Laienensemble — самодіder Anspruch — вимога яльний ансамбль das Juwel — коштовний камінь
In der Oper “Der Fliegende Holländer” wie auch in seinen anderen Opern wollte Wagner Menschen mit tiefen und edlen Gefühlen darstellen. Den Inhalt der Oper entnahm er einer alten nordischen Sage.
Der Holländer ist ein Seemann, der zur Strafe für ein begangenes Verbrechen ewig durch die Meere segeln muss. Er kann nur erlöst werden, wenn er eine edle Frau findet, die ihn liebt und ihm treu ist. Alle sieben Jahre darf er sein Schiff verlassen, um nach einer solchen Frau zu suchen. Viele Jahre sind schon vergangen, aber sein Suchen war vergebens.
Als er wieder einmal landet, lernt er Senta, die Tochter eines norwegischen Seemanns, kennen. Senta erfährt die Geschichte des Holländers. Er tut ihr von Herzen leid, und sie verspricht ihm ewige Treue. Der Jäger Erik aber, der Senta schon lange liebt, versucht, sie davon abzubringen. Der Holländer hört zufällig das Gespräch der beiden. Er denkt, Senta liebe ihn nicht, und besteigt sein Schiff. Als Senta das Schiff davonsegeln sieht, stürzt sie sich von einem Felsen ins Meer. So bleibt sie dem Holländer treu und erlöst ihn.
edel — благородний, шляхетний
der Inhalt — зміст der Seemann — моряк das Verbrechen — злочин ewig — вічний, вічно vergebens — даремний, марний
versprechen — обіцяти zufällig — випадково
(Nach Herbert Klein)
Brahms, der typische Deutsche, ja Altdeutsche, ist ein Komponist, der beim Publikum Erfolg hatte. Er wurde am 7. Mai 1833 in Hamburg geboren. Brahms stammte aus kleinen Verhältnissen. Der Vater spielte als Kontrabassist im städtischen Orchester. Leidlich konnte die Familie davon leben, mehr aber auch nicht. Das prägt, ein Leben lang. Denn die Charakteristik “rauh, aber herzlich” wird von vielen Biographen auch Johannes Brahms zugeschrieben. Er habe, wird berichtet, grob und sehr nett sein können. Und um gleich zur Legende zu kommen. Er konnte auf dem Klavier jede gewünschte Tanzmusik spielen, freilich so, dass nur die Hände spielten, während er gleichzeitig ein interessantes Buch auf dem Notenbrett las. Seine Musik hat dadurch keinen Schaden erlitten, im Gegenteil, das sprühende Feuer, diese musikalisch-musikantische Virtuosität, zieht sich wie ein roter Faden durch sein Werk. Das “Deutsche Requiem” hat Schumann mit einem Wasserfall verglichen. Systematik des Satzbildes, “Ökonomie und dennoch: Reichtum” sind für die Musik von Brahms charakteristisch.
Nicht dass ihm literarisches Talent mit in die Wiege gelegt worden war. “Verzeih mir”, schrieb er im Oktober 1857 an Clara Schumann, “aber ich kann nicht schreiben, ich habe nicht gelernt, meine Gedanken zu ordnen und auszusprechen”. Darin mag ein Stück Koketterie liegen, denn Brahms war ein fleißiger Briefschreiber. So sachlich, nüchtern die Schriftstücke waren, wenn er an Verleger oder Freunde schrieb, so änderte sich ihr Ton, wenn die Adressatin Clara Schumann hieß. War es bloß intensive Freundschaft, war es, nach dem Tode ihres Mannes Robert Schumann, etwas wie Liebe? Die Forscher sind zerstritten, und eine unstrittige Antwort wird es wohl auf die Frage nicht geben. Fest steht aber, dass Brahms seine privatesten Gedanken niemand anderem als Clara Schumann erzählte. Fremde Sprachen beherrschte er keine; auch wenn er zeitweise viel herumreiste, blieb er in einer deutschsprachigen Sphäre. Er spielte, dirigierte, komponierte, dies alles mit durchaus ökonomischem Erfolg. Im Unterschied zu anderen Komponisten garantierte ihm die Musik seinen Lebensunterhalt. Seine Zeitgenossen beschrieben hin und wieder sein Äußeres, dem er kaum Wert gab. Pflichtbewusstsein, Fleiß, Leistungsbereitschaft lagen ihm eher. Und dann die Fähigkeit, auch bei anfänglichen Misserfolgen nicht gleich aufzugeben. Ihm war kein musikalisches Genre fremd. Er hat die Musik hinterlassen, die auch heute noch die Menschen bewegt. Mehr wollte er nicht, keinesfalls.
leiblich — фізично rauh — жорсткий der Faden — нитка der Wasserfall — водоспад die Wiege — колиска | die Koketterie — кокетство nüchtern — розсудливий, сухий im Unterschied — на відміну der Zeitgenosse — сучасник |
Wir sind von Musik umgeben: Der Liederkönig Franz Schubert
Franz Schubert war wirklich ein König: er schuf 600 Lieder, die weltbekannt geworden sind. Aber er war ein armer König. Als er seine berühmte Ballade “Erlkönig” (nach Goethes Gedicht) komponierte, hatte er nicht einmal ein Klavier.
Er hatte auch keine Möglichkeiten, Konzerte anderer Komponisten zu besuchen, denn ihm fehlte das nötige Geld.
Als man im Wiener Operntheater Beethovens “Fidelio” spielte, musste er seine wenigen Bücher verkaufen, um eine Eintrittskarte zu bekommen.
Ist es nicht tragisch, dass ihm, dem weltberühmten Liederkönig, oft das Notenpapier fehlte?
Einer seiner Bewunderer war der berühmte Maler Moritz von Schwindt, der einer der größten Vertreter der süddeutschen romantischen Malerei gewesen war. Als er eines Tages bemerkte, dass sein Freund kein Geld hatte, um Notenpapier zu kaufen, setzte er sich an den Tisch und zeichnete für ihn einige Notenblätter. So konnte der Komponist wenigstens ein paar Tage ruhig arbeiten.
Viele Jahre später, als der Liederkönig schon tot war, fragte man Schwindt: “Welche von Ihren Arbeiten halten Sie für die wichtigsten?” — “Die Notenlinien für Schubert”, antwortete der berühmte Maler. Diese Worte sind ein Beweis für die Anerkennung des großen Komponisten.
Viele seiner Lieder sind mit der Zeit zu richtigen Volksliedern geworden. Wer kennt nicht seine berühmte poesievolle “Serenade” oder das lustige Lied “Das Wandern ist des Müllers Lust” und viele andere?
Seine Lieder wurden und werden von den hervorragendsten Sängern aus aller Welt gesungen.
komponieren — складати der Bewunderer — шанувальник музику der Vertreter — представник
fehlen — бути відсутнім, не die Anerkennung — визнання вистачати das Notenpapier — нотний папір
Eine lange Zeit diente Haydn bei dem reichen ungarischen Fürsten Esterhazy. Der hatte ein schönes Schloss und einen wundervollen Park mit Marmorstatuen und Fontänen. Aber nicht sie waren der Stolz des Fürsten, sondern sein Orchester mit Haydn als Kapellmeister an der Spitze. Die Musiker liebten ihren Kapellmeister wegen seines großen Talentes und seiner heiteren (lustigen) Musik, aber auch wegen seiner menschlichen Größe.
Er hatte eine ganze Generation von Musikern erzogen. Haydn war damals das musikalische Herz des ganzen Europas.
Fürst Esterhazy war ein richtiger Feudalherr. Er bezahlte seine Musiker, aber ihr Leben war sehr schwer. Sie durften ihre Familien nicht bei sich haben, konnten ihre Frauen und Kinder oft monatelang nicht sehen, mussten spielen bei Tag und bei Nacht, wenn er es wünschte. Und so 15 Jahre lang...
Aber eines Tages brauchte Esterhazy Geld und beschloss, sein Orchester aufzulösen. Für die Musiker war das ein unerwarteter Schlag. Jetzt mussten sie sich trennen.
Zum Abschied sollte das Orchester ein Konzert geben. Gäste aus ganz Europa kamen zum Fürsten Esterhazy. Sie wussten aber nicht, dass es ein Abschiedskonzert sein sollte. Zu diesem Konzert schrieb Haydn seine “Abschiedssinfonie”. Das war eine traurige Sinfonie.
Das Konzert begann wie gewöhnlich. Vor jedem Musiker stand eine brennende Kerze. Zuerst kam eine heitere (lustige) Melodie, gespielt von Geige, Flöte und Fagott. Aber dann wurde die Musik immer trauriger.
Und da geschah etwas Ungewöhnliches: ein Musiker spielte seine Partie zu Ende, dann löschte er seine Kerze und ging weg. Die anderen spielten weiter. Nach einiger Zeit beendete ein zweiter Musiker seine Partie, löschte seine Kerze und verließ seinen Platz.