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Die literatur im umbruch das spate mittelalter (стр. 4 из 4)

Die große Leistung, welche die Lyriker vor allem um Meister Eckhart für die Literatur erbringen, liegt auf sprachschöpferischem Gebiet. Ausgehend von theologischen Begriffen, die schon die Scholastik aus dem Lateinischen übersetzt hatte, schaffe sie eine Begriffssprache, die sowohl abstrakt als auch gefühlstief ist. Geschaffen bzw. eingebürgert werden dadurch Wörter wie: Anschauung, Bildung, Einfluss, Eigenschaft, Gleichheit, Gottheit, Läuterung, Persönlichkeit, Wesen, Zufall – begreifen, einleuchten, fühlen – eigentlich, gelassen, innig [1; S.55].

Die bedeutendste Persönlichkeit, deren Tätigkeit für diese Gattung der Literatur prägend war, ist Meister Eckhart (um 1260 bis ca. 1328), deutscher Mystiker und christlicher Theologe. Er stammte aus einem Hochheimer Rittergeschlecht und trat im Alter von 15 Jahren in den Dominikanerorden ein. 1302 schloss er die Sorbonne mit dem Titel eines Magisters der Theologie ab. Anschließend leitete er ein Kloster in Erfurt und wirkte als Vizegeneral der Dominikaner in Böhmen. Ab 1311 hatte er einen Lehrstuhl für Theologie in Paris inne. Zwischen 1314 und 1322 unterrichtete und predigte er zunächst in Straßburg und später in Köln.

Die von Eckhart erhaltenen Predigten und Traktate gehen zum größten Teil nicht auf ihn selbst zurück, sondern stammen von Freunden oder Gegnern. Nur die „Pariser Quästionen“ (ca. 1300) und das „Buch der göttlichen Tröstung“ (ca. 1308) sowie eine Reihe von Predigten wurden eindeutig Meister Eckhart zugeschrieben. Um zur Einheit mit Gott zu gelangen, durchläuft die Seele nach Eckhart einen vierstufigen Prozess: Sie erfährt zunächst ihre eigene Nichtigkeit, die sie mit allen Dingen und Kreaturen außerhalb Gottes verbindet, dann entdeckt sie ihre Ähnlichkeit mit Gott, der von ihr ungeschieden ist. Diese Erkenntnis führt zur Verschmelzung und Wesenseinheit mit Gott und schließlich zur Erfahrung des göttlichen Seins.

Eckharts Theologie verband die Lehren seines prominenten Ordensbruders, Thomas von Aquin, mit neuplatonischen Gedanken. Seine Lehre von der Seelengemeinschaft mit Gott führte dazu, dass der Vorwurf des Pantheismus, der als Häresie galt, gegen ihn erhoben wurde. Als Papst Johannes XXII. ihn 1327 aufforderte, sich gegen die Anschuldigung zu verteidigen, verfasste Eckhart eine Rechtfertigungsschrift in 28 Sätzen, die 1329 durch eine päpstliche Bulle verurteilt wurde.

Da Meister Eckhart seine Schriften nicht nur auf Lateinisch, sondern auch auf Deutsch verfasste, hatten seine Lehren großen Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Sprache. Seine Gedanken, die Ähnlichkeiten mit dem Zen-Buddhismus aufweisen, wirkten insbesondere auf Nikolaus von Kues sowie auf den Protestantismus und den deutschen Idealismus [6].

SCHLUSSFOLGERUNG

Die deutsche Literatur des späten Mittelalters wurde von einer Reihe sowohl literarischer als auch historischer Erscheinungen beeinflusst, und nämlich vom Verfall der höfisch-ritterlichen Idealkultur, vom Verlust der Rittertum seiner führenden Rolle im kulturellen und politischen Leben, von der immer wieder wachsenden Rolle des Bürgertums. Der literarisch notierte Niedergang der höfischen Idealkultur sowie der weitere Aufstieg der Städte führten zu einer Verbürgerlichung der literarischen Erscheinungsformen und Inhalte. Die Literatur des späten Mittelalters ist also eine eigenartige Reaktion auf unterschiedliche Veränderungen und Neugestaltungen, und im Zusammenhang mit dem bürgerlichen Charakter der Literatur entstehen neue Genres, und die früheren Genres erwerben andere Eigenschaften.

Für die Epik ist die Fortsetzung der Traditionen in der gegebenen Richtung (Erhalten der vorigen Genres, des Hofromanes und der Heldenepik, Orientierung auf die Ideale der Hofliteratur) charakteristisch, aber gleichzeitig damit werden schon didaktische und belehrende Elemente eingeführt. Die wichtigsten Vertreter dieses Genres sind Rudolf von Ems und Konrad von Würzburg.

In der Lyrik ist die Nachahmung den ehemaligen Mustern (Reinmar, Walter) zu bemerken, aber dabei entstehen auch völlig eigenartige lyrische Werke. Der hervorragendste Vertreter des gegebenen Genres ist Oswald von Wolkenstein, der seinen höchst originellen und einzigartigen Stil geschaffen hat. Die Thematik seiner Werke ist sehr unterschiedlich: er schuf sowohl traditionelle höfische und sinnliche Liebeslieder als auch politische Gedichte. Oswald von Wolkenstein ist ein genialer Dichter, der das inhaltsvolle Leben verlebte und mehr als 130 Werke geschaffen hat.

Es entstehen auch solche grundsätzlich neue Genres der Literatur wie Schwankliteratur und die weltlichen Kleinformen. Ihr Entstehen ist vom ungestümen Anstieg der Rolle der städtischen Bevölkerung verursacht. Sie entsprechen den Forderungen der neuen bürgerlichen Literatur: Abwesenheit von didaktischen Elementen, Unterhaltsamkeit, der satirische Charakter, der sich oft in den Sarkasmus und das Auslachen bestimmter Erscheinungen im gesellschaftlichen Leben verwandelt. So haben die Schwanksagungen den Unterhaltungscharakter, haben aber in der Regel keine lehrreichen Elemente und entstehen nur als Erscheinungsform irgendwelcher ironischen Ideen und Aussichte. Nach den italienischen Mustern entstehen auch in der deutschen Literatur die weltlichen Kleinformen. Sie entstehen in der Regel auf dem Grund der Schwankliteratur und der Volksmotive und thematisieren gewöhnlich Hauptprobleme des Bürgertums.

In der Epoche des späten Mittelalters sind auch solche Genres wie die mystische Literatur und das geistige Drama populär. Die mystische Literatur ist in ihrem Grunde die Verkörperung der menschlichen Glauben an die übernatürlichen Kräfte. In den Traktaten und den Predigten, die die Abarten der mystischen Literatur sind, werden gewöhnlich die theologischen Aussichte zum Ausdruck gebracht. Das geistige Drama ist mit den religiösen Vorstellungen der Menschen eng verbunden und ist die Verkörperung der kirchlichen Dogmen. Das geistliche Drama, das mehrere Abarten hat, wurde für die Aufführung auf der Bühne geschrieben.

In der Epoche des späten Mittelalters koexistieren also die Genres, die den Inhalten, der Thematik und der Ausrichtung nach ganz gegensätzlich sind. Solche Mehrdeutigkeit ist von der Veränderlichkeit des sozial-politischen Lebens verursacht, weil zu dieser Zeit die höfisch-ritterliche Idealkultur ihr Ende findet und sich eine neue Kultur bildet, deren Zentrum das Bürgertum wird. Gerade deshalb ereignen sich die Veränderungen in der Literatur, die dualistische, mehrdeutige Züge erwerben

LITERATURVERZEICHNIS

1. Beutin, W. Deutsche Literaturgeschichte: Von den Anfängen bis zur Gegenwart / W. Beutin, K. Ehlert, W. Emmerich [und andere]. – 5., überarb. Aufl. – Stuttgart; Weimar: J.B. Metzler Verlag,1994. – S. 627

2. Geschichte der deutschen Literatur: in 7 Bänden / H. Rupprich. – 2. Aufl. – München: C.H. Beck´sche Verlagsbuchhandlung, 1970. – Band 4, Teil 1: Vom späten Mittelalter bis zum Barock / H. Heger. – 1994. – S.927

3. Meid, V. Metzler-Literatur-Chronik: Werke deutschsprachiger Autoren / V. Meid. – Stuttgart; Weimar: J.B. Metzler Verlag, 1993. – S. 724

4. Lutz, B. Metzler-Autoren-Lexikon: deutschsprachige Dichter und Schriftsteller vom Mittelalter bis zur Gegenwart / B. Lutz. – 2., überarb. und erw. Aufl. – Stuttgart; Weimar: J.B. Metzler Verlag,1994. – S.593

5. Illustrierte Geschichte der deutschen Literatur: in sechs Bänden / A. Salzer, E. von Tunk. – Köln: Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft, 1998. – Band 1: Von den Anfängen bis zum 16. Jahrhundert / A. Salzer, E. von Tunk. – Neubearb. und Aktualisier. C. Heinrich, J. Münster-Holzlar. – 1998. – S. 463

6. Microsoft Encarta Enzyklopädie [elektronische Ressource] / Microsoft Corporation. – 1993-1999. – Zutrittregime: http://www.microsoft.com/encarta/de/. – Zutrittsdatum: 22.01.2010.

7. Geschichte der deutschen Literatur: in 7 Bänden / I. Glier. – München: C.H. Beck´sche Verlagsbuchhandlung, 1970. – Band 3, Teil 2: Die deutsche Literatur im späten Mittelalter 1250-1370 / I. Glier. – 1987. – S. 927