УО «Витебский государственный университет им. П.М. Машерова»
Кафедра немецкой филологии
DIE LITERATUR IM UMBRUCH: DAS SPÄTE MITTELALTER
Курсовая работа
студентки 209 группы
филологического факультета
Ивановой Оксаны Сергеевны
Научный руководитель
доцент кафедры немецкой филологии, кандидат педагогических наук
Терещенко Елена Веславовна
Доп. к защите
«__»_____________20___ г.
Руководитель __________________
Работа защищена «__»_________ 20___ г.
с оценкой ______________________
Члены комиссии
Витебск 2010
INHALTSVERZEICHNIS
Einleitung…………….………………………………………………………………..3
Kapitel 1. Die literarische Charakteristik der Epoche und die historischen Umstände, die die Entwicklung der Literatur beeinflussten………………………………………5
Kapitel 2. Die allgemeine Charakteristik und die wichtigsten Vertreter der epischen Literatur……………………………………………………………………………….8
Kapitel 3. Die lyrische Literatur des späten Mittelalters im Überblick……………...11
Kapitel 4. Die Grundzüge der Entwicklung des geistlichen Dramas………………..13
Kapitel 5. Die Schwankliteratur als das Hauptgenre der weltlichen Literatur der Epoche……………………………………………………………………………….16
Kapitel 6. Die wichtigsten Arten der weltlichen Kleinformen der deutschen Literatur des späten Mittelalters……………………………………………………………….19
Kapitel 7. Die mystische Literatur des späten Mittelalters als Ausdruck der übernatürlichen Aberglauben………………………………………………………..21
Schlussfolgerung…………………………………………………………………….23
Literaturverzeichnis………………………………………………………………….25
Die deutsche Literatur entwickelte und vervollkommnete sich mehrere Jahrhunderte lang, und jedes davon beeinflusste sie auf eine bestimmte Weise und verursachte manche ihre Besonderheiten. Mehrere Forschungsarbeiten sind dem Erlernen der Literatur aus unterschiedlichen Epochen der deutschen Geschichte gewidmet, aber es existiert trotzdem eine große Anzahl von Streitfragen. In der Wissenschaft werden vielfach solche Fragen umstritten wie Datierung der Texte und ihre Zugehörigkeit zu einer bestimmten Epoche, die Standesbestimmung der Verfasser und die geographische Zuordnung.
Solche Probleme sind auch für die Literatur des späten Mittelalters typisch. Trotzdem dem Erforschen dieses Themas mehrere Bücher gewidmet sind, ist aber dieses Thema verhältnismäßig wenig erforscht. Aber es ist gleichzeitig zu betonen, dass gerade in der Epoche des späten Mittelalters der Grundstein der gegenwärtigen deutschen Literatur gelegt wurde, es entstanden neue Genres, die Thematik und die selbe Beschaffenheit der Literatur wurden verändert, es wurden zahlreiche Werke geschaffen, die später als Muster für Nachahmung wahrgenommen wurden.
Für die Literatur der Periode des späten Mittelalters ist die Vielfältigkeit der Werke sowohl zur weltlichen als auch zur religiösen Thematik typisch. In dieser Zeit schaffen viele Schriftsteller und Dichter, deren Schaffen sehr wertvoll ist und das riesige Interesse auflöst. Wir meinen, dass ihre Tätigkeit die weitere Entwicklung der Literatur stark beeinflusst hat. Wir sind außerdem der Meinung, dass die Periode des späten Mittelalters mit ihrer Literatur eine wichtige Rolle für die moderne Literatur spielt. Gerade die Aktualität der gegebenen Frage hat die Themenwahl der Jahresarbeit bedingt.
Das Thema unserer Jahresarbeit heißt «Die Literatur im Umbruch: Das späte Mittelalter». Das Ziel der Forschung ist, die Geschichte der Bildung und der Überarbeitung, die Struktur, die Rolle und die Stelle der Werke der Periode des späten Mittelalters in der literarischen Welt zu analysieren sowie die hervorragendsten Vertreter der Literatur des späten Mittelalters zu erörtern.
Als die Hauptaufgaben dieser Arbeit kann man folgende nennen:
1. Die Feststellung der Bedingungen für die Entwicklung der deutschen Literatur in der Epoche des späten Mittelalters, die Bestimmung der Faktoren, die ihr Entstehen und Entwicklung beeinflusst haben, und die Analyse der Wechselbeziehung der literarischen Veränderungen zu den sozial-politischen Veränderungen.
2. Die Forschung der Charakteristik der Literatur in der Epoche des späten Mittelalters, ihrer wichtigsten Tendenzen und die Aussonderung ihrer spezifischen Besonderheiten.
3. Die Aussonderung der wichtigsten Genres in der deutschen Literatur des späten Mittelalters, unter denen folgende zu nennen sind: Epik, Lyrik, das geistige Drama, Schwankliteratur, die weltlichen Kleinformen und die mystische Literatur.
4. Die Feststellung der bedeutendsten Vertreter der genannten literarischen Richtungen und die Übersicht ihrer wichtigsten Werke.
In dieser Jahresarbeit handelt es sich um die Bedingungen der Entwicklung und der Entstehung der deutschen Literatur in der Periode des späten Mittelalters in der engen Wechselbeziehung zu den historischen Ereignissen. Hier werden die Hauptrichtungen der Entwicklung der Literatur ausgesondert, die von den Veränderungen in der sozial-politischen Sphäre verursacht sind. So zusammen mit dem Untergang des Rittertums als Vorbild im gesellschaftlichen Leben verliert auch die höfische Dichtung an Bedeutung, und der bürgerlichen Literatur wird umgekehrt eine mächtige Anregung zur Entwicklung gegeben. In manchen Genres (Lyrik, Epos) ist gleichzeitig mit den neuen Tendenzen auch die Nachahmung den ehemaligen Mustern anzumerken, aber es entsteht auch außerdem eine ganze Reihe der neuen Genres in der Literatur, unter denen solche wie Schwanksagungen, die weltlichen Kleinformen zu nennen sind. Sie sind in ihrem Grunde die Muster der bürgerlichen Literatur. Eine wesentliche Rolle spielt auch die theologische Literatur, und zwar das geistige Drama, das in der Periode des späten Mittelalters seinen Höhepunkt erlebt, und die mystische Literatur, die die Verkörperung der menschlichen Aberglauben in die übernatürlichen Kräfte ist. In der Epoche des späten Mittelalters koexistieren auf solche Weise verschiedene und sogar widersprüchliche literarische Genres, und dieser Dualismus ist gerade von historischen Bedingungen verursacht: vom Ausgang des Mittelalters und dem Anfang einer grundsätzlich neuen Epoche des Renaissance, die die diametral entgegengesetzten Prinzipien verkündigt.
Walthers von der Vogelweide um 1220 wiederholt geäußerte Klage über den Sittenverfall bei Rittertum und Volk, über die allgemeine unsichere Situation im Lande und den sichtbaren Schwund der Staufischen Reichsmacht darf nicht täuschen; sie ist ständige Klage, auch wenn sie im Namen der Menschheit zu sprechen scheint; ihre ideologische Adresse ist das politisch bedeutungslos gewordene staufische Reichsrittertum und nicht die Menschheit des christlichen Weltkreises. So hellsichtig und vielseitig sich diese Standesdichtung oft darbietet, letzten Endes ist sie dem konservativen Lager zuzuordnen, weil ihr – ihre autoritätsbezogene und typologisch eingeengte Spätphase im 13. Jahrhundert weist deutlich darauf hin – ein aufnahmebereiter, aufnahmefähiger Blick für die neuen Realitäten zwangsläufig und aus ihrem eigenen Wesen heraus fehlen muss.
Mit dem Verfall staufischer Macht um die Mitte des 13. Jahrhunderts ging auch der Verfall des Rittertums einher. In Wernhers der Gartenaere „Meier Helmbrecht“ (1250-1280), der ersten deutschen Dorfgeschichte, versuchen die Bauern, es den Rittern gleichzutun. Noch scheitert der Versuch, und die Emporkömmlinge werden hart bestraft. Markant treten aber die Risse in der ritterlich höfischen Gesellschaft hervor.
Die glanzvolle höfische Welt des Hochmittelalters verblasst in der Dichtung spätestens seit den dreißiger Jahren des 13. Jahrhunderts. Schon bis Walther künden sich krisenhafte Stimmungen an. Die kaiserliche Zentralgewalt verfällt, die staufische Herrschaft hat unter Friedrich II. ihren Mittelpunkt in Süditalien. Ein selbstbewusstes städtisches Bürgertum gewinnt durch Handel und Geldwirtschaft an Macht; eine explosionsartige Bevölkerungszunahme, die in Deutschland die Bevölkerung von 8 auf 14 Millionen Menschen anwachsen lässt, führt zu einer bisher nicht gekannten Landflucht. Die Städte entwickeln sich zu wirtschaftlichen und kulturellen Zentren, während höfisches Standesdenken mehr und mehr in eine Krise gerät. Der Verfall der alten politischen Ordnung begünstigt gegen Ende des Jahrhunderts eine neue religiöse Bewegung, die mystische Frömmigkeit. Spruchdichtung in der Tradition Walthers entsteht, in der gegenwartsbezogen die Missstände der Zeit kritisiert werden [1; S.40-41].
Der literarisch in Parodien der Ritterepen dokumentierte Niedergang der höfisch-ritterlichen Idealkultur sowie der weitere Aufstieg der Städte führten zu einer Verbürgerlichung der literarischen Erscheinungsformen und Inhalte. Vorherrschend wurde eine didaktisch-gelehrte Dichtung (Hugo von Montfort), von der die Lieder Oswalds von Wolkenstein sich durch Witz und sinnliche Lebensbejahung absetzten.
Die Epik und Lyrik der Staufezeit lebt im 13. Jahrhundert weiter, aber sie tut es in Erfüllung eines einmal gefundenen Musters, mit deutlichem Blick zurück. Die Literaturverhältnisse im deutschen Spätmittelalter sind schwierig zu bestimmen. Selbst umfangreiche Darstellungen dieser Jahrhunderte des literarischen Formenwandels und des gesellschaftlichen Ablösungsprozesses haben immer wieder die nicht zu bewältigende Stoffülle auf der einen und die mangelhafte oder gänzlich fehlende Literaturforschung auf der anderen Seite beklagt. Es gibt ein ganzes Bündel von Gründen für diese Situation, aber nur die wichtigsten können genannt werden.
Die Literatur des 13. und 14. Jahrhunderts ist noch keine bürgerliche Literatur im neuzeitlichen Wortverständnis. Sie ist aber auch nicht mehr, wie im 11. bis in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts, eine Literatur der geistlichen Dichter oder später eine Kunstform der Ritter und Ministerialen. Zwar kann man an Stadtbürgern wie der Zürcher Patrizierfamilie Manesse beobachten, dass sie die ritterliche Dichtung der Staufezeit zu bewahren und zu erhalten sucht und auf dessen Weiterpflege mäzenatisch einwirkt; es handelt sich dabei aber um die Repräsentationsattitüde einer zu Geld und Ansehen gelangten städtischen Oberschicht, um einen nach rückwärts gewandten Nobilitierungsversuch – keineswegs um einen eigenständigen literarischen Ausdruck des immer mächtiger werdenden Stadtpatriziats. Auch die beiden beliebtesten Figuren der Literatur des 13. bis 15. Jahrhunderts, Bauer und Handwerkgeselle, sind für eine „Verbürgerlichung der Literatur“ von geringer Aussagekraft, weil sie stets im Kontext komischer Dichtung (Schwank, Satire, Fastnachtsspiel) auftreten und selbst dort diametral entgegengesetzte Rollen einnehmen können. Die Summe des Geschriebenen, und auch des Überlieferten, steigt gewaltig an, Zeichen der sozialen Vertiefung des Bildungswesens insgesamt, aber auch des gesteigerten Bedarfs an Literaturzeugnissen aller Art, wobei die Fachliteratur bei weiterem überwiegt. Dennoch herrscht der mittelalterliche Literaturbegriff auch in den neu entstehenden Formen noch vor; er zieht die Reproduktion literarischer Muster, die Bildung typologischer Reihen der originalen Neuschöpfung vor. Die Herstellung einer Handschriftenkopie, die Nachdichtung eines mittellateinischen oder mittelhochdeutschen Stoffes kommt einer Neuauflage gleich; einen Begriff des geistigen Eigentums, der Originalität, oder des Genies kennt auch das Spätmittelalter noch nicht. Die allgemeine Tendenz zur anonymen Kunstproduktion bleibt gewahrt.
Noch im 13. Jahrhundert ist das erste deutschsprachige Schauspiel bezeugt, das Osterspiel von Mur, dem eine Vielzahl geistlicher Spiele, wie das Benediktbeurer Weihnachts- und Osterspiel, und später die Fastnachtsspiele folgten. Ende des 14. Jahrhunderts entstand die erste vollständige Bibelübersetzung, und unter dem Eindruck der Pest bildeten sich neue Formen geistlicher Gebrauchsliteratur heraus, wie Geißlerlied und Totentanz. Ein wachsendes Geschichts- und Rechtsbewusstsein manifestierte sich in Chroniken und den Schriften der weltlichen Schulwissenschaft, so im Sachsenspiegel (um 1224-1231), dem Schwabenspiegel (um 1275-1276) und der Sächsischen Weltchronik (um 1230).
Wichtige Impulse erhielt die Literatur der Epoche durch den Rückgang des Analphabetismus und die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern, der eine massenhafte Verbreitung unterschiedlichsten Schrifttums ermöglichte, wie die der populären Schwankdichtungen.
In dieser Zeit entstehen neue zukunftsweisende Eigenschaften der Literatur. Der Prosaroman steht in seinen Anfängen und löst das traditionelle, durch Reimpaare gebundene Versepos allmählich ab. Geistliche und weltliche Dramatik entfalten sich und bilden erste Ansätze einer autonomen Dramaturgie. Weltliche und geistliche Fachliteratur bietet einen breiten Stoff theologischen bis philosophischen und mathematisch-naturwissenschaftlichen Schrifttums und legt damit eindeutiger als die Dichtung den Grundstein zur neuhochdeutschen Schriftsprache. Fürstenhöfe, Städte und Universitäten sind die Zentren dieser neuen Entwicklung.
Die Literatur des Spätmittelalters, dieser Epoche des Umbruchs und der Gegensätze, trägt die Uneinheitlichkeit und Widersprüchlichkeit der Zeit in sich. Aus der großen Vielfalt der Werke kann man charakteristische Tendenzen herausstellen. Noch während der Blüte der staufischen Klassik erhob sich Kritik an ihrer Vergeistigung und Verfeinerung.
Mit dem Verfall staufischer Macht um die Mitte des 13. Jahrhunderts ging auch ein Verfall des Rittertums einher. Deutlich werden die Züge zum Nützlichen, Realen und Unterhaltsamen, zum Didaktischen und Satirischen. In Heinrich Wittenwilers „Ring“ (1400) spitzen sich die schwankhaften Elemente zu einem satirischen Lehrgedicht zu.
Im späten Mittelalter beginnt die Selbstentdeckung des Menschen. Eine herausragende poetische Leistung stellen die zwischen 1400 und 1445 entstandenen Gedichte Oswalds von Wolkenstein. In lyrischer Selbstdarstellung spiegeln sich ein bewegtes Leben und eine originelle Persönlichkeit, die sich von Tradition und Idealen gleichermaßen emanzipiert.
Das späte Mittelalter bezeichnet man auch als das ausgehende Mittelalter. Aus der Charakteristik des Zeitraums von der Mitte des 14. Jahrhunderts bis zum Beginn des Barock ergibt sich, was damit gemeint ist, warum der Begriff Verwendung findet und welcher Inhalt ihm zugeschrieben wird: Die Dichtung und das Schrifttum im weiteren Sinn, wie sie um die Mitte des 14. Jahrhunderts an die Literatur des späten Mittelalters anschließen und sich bis zum Ausbruch der Reformation entfalten. Die Anwendung des Begriffes lässt sich kultur- und geistesgeschichtlich ebenso wie sprach- und literarhistorisch rechtfertigen.
Das ausgehende Mittelalter soll nicht allein als Niedergang, Verfall oder Epigonentum angesehen werden. Denn wenn auch das höfische Ethos gewandelt und die Form der Dichtungen im Vergleich zu der klassischen Norm weniger korrekt stilisiert erscheint, sondern sorgloser und derber ist, so werden solche Veränderungen aufgewogen durch Stoffreichtum und Horizonterweiterung, Weltfreude, durch neuen Blick auf die Natur und die menschliche Individualität, kurzum durch viele Ansätze zum neuen [2; S.43-47].
In der Prosa wurden der höfische Roman (Rudolf von Ems, Konrad von Würzburg) und die Heldenepik weitergeführt, wichen aber ebenso der Tendenz zum Praktisch-Belehrenden, die auch in einem stetig wachsenden wissenschaftlichen Schrifttum zum Ausdruck kam. Es entsteht eine Epigonenliteratur, die sich noch an den Idealen der höfischen Literatur orientiert; daneben entwickelt sich eine didaktische Prosa mit lehrhaften Inhalten für die Laien zu Fragen der Lebensführung und des Glaubens. Stadtchroniken nehmen ebenso zu wie Niederschriften landesherrlicher Rechtsprechung.