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История Германии

Kapitel 3:Spдtmittelalter

Interregnum

Als Interregnum wird ьblicherweisedie Epoche zwischen dem Erlцschen des staufischenHerrscherhauses in Deutschland (1254) und der Wahl Rudolfs vonHabsburgs im Jahre 1273 bezeichnet. Es gab eher zuviel Kцnige,die die Herrschaft im reiche beanspruchten. Nach dem Tode Konrads IV.(1254) und Wilhelms (1256) gingen aus einer zwiespдltigen Wahlim Jahre 1257 wieder zwei Kцnige hervor: Alfons X. VonKastilien, ein Enkel Philipps von Schwaben, sowie Richard vonCornwall, ein Bruder des englischen Kцnigs Heinrich III. undVetter Ottos IV.

Die Doppelwahl, die insofernverfassungsrechtlich bedeutsam war, zeigte bald die Folgen, dieeigentlich schon vorauszusehen waren. Wдhrend Alfons vonKastilien ьberhaupt nie ins Reich kam, um seine Kцnigsherrschaftanzutreten, gelang es auch Richard nicht, wдhrend seiner kurzenAufenhalte in Deutschland, allgemeine Anerkennung zu erlangen.

Fehlte es somit auch nicht anKцnigen, so fehlte es doch an einer allseitlich anerkanntenkцniglichen Autoritдt, die in der Lage gewesen wдre,Frieden und recht zu gewдhrleisten und hemmungslosenInteressenegoismus der Mдchtigen in Schranken zu halten. Wдhrenddie Fьrsten dieser Entwicklung in ihrer Mehrzahl ehergleichgьltig gegenьberstanden, hatten die rheinischenStдdte bereits im Jahre 1254 zur selbsthilfe gegriffen und zurAufrechterhaltungdes Landfriedens einen grossen Stдdtebund(Rheinischer Bund) geschlossen, dem bereits nach zwei Jahren ьber70 Stдdte angehцrten. Die Erfolge des Bundes, der energischgegen die Friedensbrecher vorging, veranlassten (даватьповод) sogar die rheinischenErzbischцfe, den Pfalzgrafen sowie mehrere Bischцfe, Grafenund Herren zum Anschluss. Als im Jahre 1255 auch Kцnig Wilhelmden Bund reichsrechtlich anerkennte, schien sich hier fьr dasKцnigtum eine Mцglichkeit zu bieten, die selbstbewusstenStдdte im Sinne der Reichspolitik zur Friedenswahrungheranzuziehen.

Wie sehr der Bund sich als Wahrer desReichsunteressen fьhlte, wird nach dem Tode Wilhelms (1256)besonders deutlich, als die Stдdtevertreter besclossen, wдhrendder Thronvakanz das Rechtsgut zu schьtzen und nur einemeinhellig gewдhlten Kцnig die Tore zu цffnen. Dennochkonnte die Doppelwahl von 1257 nicht verhinert werden, was das auchdas Ende des Bundes bedeutete, die die meisten Stдdte aushandelspolitischen Grьnden Richard von Cornwall anerkannten,ohne hierdurch die Lage im Reich дndern zu kцnnen.

Hausmachtkцnigtum

Das spдtmittelaterliche Kцnigtumwird mitunter auch als Hausmachtkцnigtum bezeichnet, womitregelmдssig die Vorstellung verbunden wird, dass der Kцnigseine Kцnigsherrschaft in erster Linie zur Fцrderung seineseigenen Hauses und erst sekundдr zum Wohle des Reicheseingesetzt habe. Da der deutsche Kцnig – im Gegensatz zuden westeuropдischen Monarchen – nicht durch Erbfolge,sondern durch die Wahl der Kьrstenfьrsten zur Herrschaftgelangte, war fьr ihn wenn er an die Nachfolge dachte,allenfalls sicher, dass seine Dynastie im Besitz der ererbtenStammlande bleiben wьrde.

DieKцnige ohne grosse eigene Landesherrschaften mussten daherveruchen, sich anderweitig eine entsprechende Machtgrundlageaufzubauen. Hierzu bot sich vor allem dann eine Gelegenheit, wenngrosse Reichslehen (поместье)durch das Austreben einer Dynastie oder den Ungehцrsam derInhaber an das Reich fielen. Zwar bestand rechtlich durchaus dieMцglichkeit, diese Lehen in unmittelbare Reichsverwaltung zunehmen; in der Praxis haben es die Kцnige aber regelmдssigvorgezogen, die anfallenden Gьter an die eigenen Sцhne zuverleihen und sich auf diese Wiese eine Hausmacht zu schaffen. Soerwarben z.B. die Habsburger unter Kцnig Rudolf die HerzogtьmerЦsterreich und Steiermark (1282), die Luxemburger unter HeinrichVII. Das Kцnigsweich Bцhmen (1310) und die Wittelsbacherunter Ludwig dem Bayern die Markgrafschaft Brandenburg (1323).

Rudolf von Habsburg

Als im Jahre 1272Richard von Cornwall starb, hatte das Reich zwar nominell in Alfonsvon Kastilien noch einen Kцnig, der zunдchst auchkeineswegs bereit war zu verzichten, der andererseites aber in denlangen Jahren des Interregnums seit 1257 auch keinen einzigen Versuchgemacht hatte, seiner Herrschaftsanspruch auf deutschem Bodendurchzusetzen. Der Papst, Gregor X., der sich zu dieser Zeit mit demGedanken eines allgemeines Kreuzzuges unter der Autoritдt eineseinhellig anerkannten rцmisch-deutschen Kaisers trug, schдtztedie Situation durchaus realistisch ein, als er die Kurfьrstenzur Neuwahl drдngte, mit der Drohung, im Falle lдngererVerzцgerung mit den Kardinдlen einen Kandidaten durcheinseitige Verfьgung zu bestimmen.

Alsam 1. Oktober 1273 die Kurfьhrsten in Frankfurt zur Wahlhandlungzusammentraten, fiel die Wahl auf den Grafen Rudolf von Habsburg,obwohl auch andere mдchtige Kandidaten – unter ihnen derKцnig von Frankreich und Kцnig Ottokar von Bцhmen –ihr Interesse angemeldet hatten. Wenn auch die spдtere bцhmischePropoganda Rudolf als “armen Grafen“, dessen Wahl nur denMachtinteressen der Kurfьrsten gedient habe, verspottete(

Wahrscheinlichschon vor seiner Wahl hatte sich der neue Kцnig den Kurfьrstengegenьber durch Eid verpflichtet, die im Laufe des Interregtumsentfremdeten Guttern und Herrschaftsrechte des Reiches diesem wiederzuzufьhren. Bereits auf seinen ersten Hoftagen nahm sich Rudolfdieser Aufgabe an, die die allerdings bald zu einer gefдhrlichenKonfrontation mit dem mдchtigen Bцhmenkцnig OttokarII. fьhrte, da dieser sich nach dem Tode Kaiser Friedrichs II.ohne ausreichende Legitimation in den Besitz der HerzogtьmerЦsterreiche und Steiermark gesetzt hatte. Da Ottokar, auf seineMachtposition vertrauend, es zudem abgelehnt hatte, Rudolf als Kцnigzu huldigen (присягатьна верность),konnte Rudolf im Wege eines fцrmlichen Rechtsverfahrens gegenseinen vorgehen, das mit dessen дchtungendete (1275). Nachdem Ottokar die Forderungen Rudolfs auf Herausgabeder umstrittenen Lдnder und die Lehnshuldigung fьr Bцhmenund Mдhren erfьhlt, dann sich aber erneut aufgelehnt hatte,mussten die Waffen endgьltig entscheiden. Dabei gelang es KцnigRudolf, seinen Gegner in der Schlacht auf dem Marchfeld bei Dьrnkrut(1278) vernichtend zu schlagen: Ottokar selbst kam auf der Flucht umsLeben.

Beialler Popularitдt, die Rudolf auf bei den niederen Stдndengenoss, zeigte sich die Kehrseite dieses Herrschaftsstiles dochdarin, dass weite Bevцlkerungskreise diesen nьchternen(рассудительный)Mann nicht mit dem glanzvollen Charisma des sraufischen Kaiserstumswie es Friedrich II. praktiziert hatte, identifizierten.

Wennauch Rudolf weder die Kaiserkrцnung in Rom noch die unmittelbareThronfolge eines seiner Sцhne erreicht hat, so hat er doch mitdem Erwerb Osterreichs und der Steiermarkfьr den Aufstieg desHauses Habsburg gelegt, das Ende des 14. Jahrhunderts ьber dengrцssten Landerkomplex im Reiche verfьgte. Da es denHabsburgern trotz dieser Erfolge nicht gelungen war, in den Kreis derKurfьrsten aufzusteigen, versuchte Herzog Rudolf IV.(1358-1365), durch eine Privilegienfдlscherung seinem Hausbesondere Vorrechte u.a. den Titel eines Erzherogs, zu verschaffen,was allerdings im 15. Jahrhundert vom Reich anerkannt wurde. NachdemEnde des 14. Jahrhunderts Teilungen und die Auseinandersetzung mitden Eidgenossen zu einer gewissen Schwдchung gefьhrthatten, gelang es Herzog Friedrich V.alle Lдnder wieder in seiner Hand zu vereinigen. Sein Sohn undNachfolger Maximilian I.brachte ausserdem noch das burgundische Erbe in die habsburgischeLдndermasse ein.

Schweizer Eidgenossenschaft

Am1. August 1291, kurz nach dem Tode Kцnigs Rudolf von Habsburg,schlossen im Westen des Habsburger Herrschafts die drei TalgemeindenUri, Schwyz und Nidwalden einen ewigen Kandfriedensbund, dem sichwenig spдter auch Obwalden anschloss. Dieser Bund unterschiedsich von anderen Landfriedenseinigungen vor allem durch die sozialeHerkunft und Rechtsstellung seiner Mitglieder. Wдhrend sonstFьrsten und Reichsstдdte derartige Bьndnisseschlossen, handelte es hier um Landgemeinden, die jeweils in einergemeinsamer Wirtschafts- und Gerichtsorganisation zusammenschlossenwaren. Die Abgeschlossenheit der Tдler und die Gemeinsamkeit derLebensbedingungen verwischte (>сглаживать)die sonst ьblichen Standesunterschiede zwischen Freiheit undUnfreiheit, wobei die Fьhrungsrolle gemeinsam von einzelnenadligen Sippen und Reichen Bauerfamilien ьbernommen wurde. Ausder Rahmen des ьblichen fiel der Bund ferner durch denunterschiedlichen Rechtsstatus der drei Talgemeinden (ab 1309“Waldstдtte“ genannt). Wдhrend Nidwalden derhabsburgischen Landesherrschaft unterstand, galten Uri und Schwyzseit 1231 als reichsunmittelbar. Der Bund von 1291 richtete sichzunдchst nicht generell gegen Habsburg, sondern sollte wohlvorrangig (преимущественно)der Eindдmmung (улаживание)der zahlreichen Fehden (вражда)dienen.

Erstseit der Intensivierung der habsburgischen Landesherrschaft unterAlbrecht I.und Leopold I.geriet der Bund in zunehmenden Gegensatz zu Habsburg, was im Jahre1315 zum ersten militдrischen Konfrontation fьhrte. In derSchlacht am Morgarten gelang es den Eidgenossen, unter Ausnutzung desGelдndevorteils das цsterreichische Ritterheer unterFьhrung Herzog Leopolds vernichtend zu schlagen.

Entscheidendfьr die Weiterentwicklung des Bundes war in der Folgezeit, dasssich die Stдdte Luzern (1332), Zьrich (1351), Glarus (1352sowie Bern (1353) dem Bunde anschlossen, der damit die sogenannten“Acht Orte” umfasste. Gegenьber erneutenhabsburgischen Unterwerfungsversuchen konnten sich die Eidgenossenmilitдrisch in den Schlachten von Sempack (1386) und Nдfels(1388) behaupten; im 15. Jahrhundert gelang es ihnen sogar, in dieOffensive zu gehen und 1415 den Aargau, 1460 den Thurgau zu erobern.Auch gegnьber den Expansionsbestrebungen des neuburgundischenHerzogtums unter Karl dem Kьhnen blieben die SchweizerEidgenossen – jetzt im Bunde mit Habsburg – am Endesiegreich. Ebenso scheiterte der Versuch Kцnig Maximilian I.,die Schweizer im sogenannten Schwabkrieg zur Anerkennung desBeschlьsse (решение)des Wormser Reichstags von 1495 zu zwingen. Mit dem Frieden von Basel(1499) schieden (

Ludwig der Bayer

ImJahre 1282 als Sohn des Herzogs Ludwig des Strengen von Bayern undder Mathilde von Habsburg geboren, trat Ludwig nach dem Tode desVaters im Jahre 1301 zusammen mit seinem Bruder Rudolf die Herrschaftan. Im Streit um die Vormundschaft (покровительство)ьber die niederbayerischen Vettern kam es im Jahre 1313 zu einermilitдrischen Kraftprobe mit dem Habsburger Friedrich demSchцnen, Herzog vom Цsterreich, die Ludwig durch einenglдnzenden Sieg fьr sich entscheiden konnte.

Durch die gewonene Schlach empfahlLudwig sich der luxemburgischen Partei im Reiche, die nach dem TodeKaiser Heinrichs VII. Versuchte, das luxemburgische Hausinteresse zuwahren, als Thronkandidat. Allerdings kam es zu einem Doppelwahl, inder ein Teil der Kьrfsten Ludwig, ein anderer Teil aberFriedrich den Schцnen zum Kцnig wдhlte. Wenn auchLudwig ьber die Mehrheit der Kurststimmen verfьgte, wardies damals noch ohne rechtliche Bedeutung; ьber die Ansprьcheder Beiden Kandidaten mussten daher die Waffen entscheiden. DieEntscheidung fiel im Jahre 1322, als es Ludwig gelang, seinen Rivalenin der Schlacht bei Mьhldorf entscheidend zu schlagen undgefangzunehmen. Um die Habsburger auf seinr Seite zu ziehen,verstдndigte er sich mit Friedrich dem Schцnrn und gestanddiesem sogar die Mitregierung als Kцnig zu, die allerdings kaummehr praktische Auswirkungen haben sollte, da Friedrich bereits imJahre 1330 starb.

Nachseinem Sieg bei Mьhldorf entschloss sich, durch die Entsendungeiners Reichsvikars in Italien einzugreifen,wodurch er allerdings einen fьr ihn verhдngnissvollen(роковой)Konflikt mit dem damals in Avignon residierenden Papstum auslцste.Papst Johanes XXII.hatte bisher dem deutschen Thronstreit abwartend zugesehen, ohneeinem der beiden Kandidaten die pдpstliche Anerkennung(Approbation) zu erteilen. Da nach seiner Auffassung das Reich vakantwar, nahm er selbst fьr seine Person in Italien die Rechte alsReichsvikar, d.h. in Stellvertretung fьr den kьnfigenKцnig, in Anspruch. Als Ludwig sich nun abschickte, diepolitischen Gegner der Kurie in Italien zu unterstьtzen,erцffnete der Papst ein fцrmliches Rechtsverfahren gegenihn, mit der Beschuldigung, sich ohne pдpstische Zustimmung dieKцnigswьrde angemass zu haben und verhдngte im Jahre1324 auch den Kirchenbann ьber seinen Gegner, von dem sichdieser nie lцden sollte. Ludwig wehrte sich mit Appelationen anein allgemeines Konzil, wobei die Auseinandersetzung in der Folgezeitverschдrft wurde, dass radikale Gegner des Papstes, wie derMagister Marsiliusvon Padua, Zuflucht am Mьnchner Hof fanden. Ihrem Einfluss wares massgeblich zuzuschreiben, dass sich Ludwig in Jahre 1328 in zumKaiser krцnen liess und auf das Vorbild Ottos des Grossen dieAbsetzung Johannes XXII. Verkьndigte. Der vom rцmischenVolk gewдhlte Gegenpapst Nikolaus V., von dem sich Ludwignochmals zum Kaiser krцnen liess, sah sich allerdings bald nachdem Abzug Ludwigs aus Rom genцtigt, Papst Johannes XXII. seineUnterwerfung anzubieten.

Bereitsim Jahre 1322 hatte Ludwig die Gelegenheit, die MarkgrafschaftBrandenburg an seinem дltesten Sohn zu ьbertragen. Nachdemihm im Jahre 1342 Niederbayern zugefallen war, erwarb er durch eineEhe mit Margarete von Hollandim Jahre 1345 Holland, Seeland, Friesland und Hennegau.

Als er im Jahre 1342, um den BesitzTirols zu gelangen. Die Ehe der Tiroler Erbin Margarete Maultasch mitdem Luxemburger Johann Heinrich, dem Sohn Kцnig Johann Heinrich,dem Sohn Kцnig Johanns von Bцhmen, fьr ungьltigerklдrte und die Prinzessin mit seinem eigenen Sohnverheiratete, rьckten die Luxemburger, seine bisherigenParteigдnger, von inm ab. Im Jahre 1346 hat Karl von Bцhmenals Kцnig einen eigenen Kandidaten gefunden. Es blieb Ludwigseinen Thronanspruch noch einmal mit Waffengewalt verteidigen zumьssen; bevor es zur Entscheidung kam, ist er im Jahre 1347 aufder Jagd einem Herzschlag erlegen.

Karl IV. und das HausLuxemburg

Als дltester Sohn KцnigJohans von Bцhmen aus dem Hause Luxemburg im Jahre 1316 in Praggeboren, wurde Karl am Hofe des Franzцsischen Kцnigs KarlIV. erzogen und vom Vater bereits seit dem 15. Lebensjahr mitzahlreichen politischen Aufgaben betraut. Als der Dreissigjдhrigeim Jahre 1346 zum Kцnig gewдhlt wurde, konnte er gegenьberseinem Gegner, Kaiser Ludwig dem Bayern, vor allem zwei Trьmpfe(козырь)ins Feld fьhren: die Unterstьtzung des Papstes Clemens VI.,und der Mehrheit der Kurfьrsten. Dennoch war der Thronkampfdamit noch keineswegs zugunsten Karls entscheiden, da Kaiser Ludwignach wie ьber zahlreiche Anhдnger im reiche verfьgteund zudem seine militдrischen Fдhigkeiten in derVergangenheit bereits deutlich unter Beweis gestellt hatte.

Die Entscheidung fiel durch den TodLudwigs (1347); obwohl die Sцhne des Kaisers den Widerstandfortsetzten und den thьringischen Grafen Gunther vonSchwarzburg als Gegenkцnig gewinnen konnten, fiel es Karlnicht schwer, seine Gegner auszuspielen. Nachdem Karl im Jahre 1355aus der Hand des pдpstlichen Kardinalen in Rom die Kaiserkrцneempfangen hatte, liess er ein Jahr spдter auf den Reichstagenvon Nьrnberg und Metz ein umfassendes Reichsgesetz (GoldeneBulle) verkьnden, das die Kцnigswahl und die Rechtsstellungder Kurfьhrsten regelte, wobei sich die diplomatischeMeisterschaft darin zeigte, dass – trotz der Zusagen, die erdem Papst gegenьber vor seiner Wahl abgegeben hatte – diepдpstischen Ansprьche mit Stillschweigen ьbergangenund damit de facto zurьckgewiesen wurden.

Wдhrend Karl die kaiserlicheHerrschaft in Italien und Burgund nur nominell zur Geltung brachte,galt sein besonderes Augenmerk (внимание)der Fцrderung seiner luxemburgischen Hausmacht durch einegezielte Erwerbs- und Wirtschaftspolitik wie auch durch sorgfдltigeVerwaltungsmassnahmen. So gelang es ihm, ьber seine dritte Ehe(1353) das Herzogtum Schweidnirz-Jauer zu erwerben. Diese mit derKrone Bцhmen vereinigte Lдndermasse wurde durch einesystmatisch betriebene weisende Erwerbspolitik durch Kauf, Tausch undPfandnahme auch kleinster Gьter und Einzelrechte ergдnzt.

Gekrцnt wurde die kaiderlicheHausmachtpolitik im Jahre 1373 durch den Erwerb der MarkgrafschaftBrandenburg; zuvor hatte Karl bereits durch die Verheiratung seinesSohnes Sigmund mit der ungarischen Kцnigstochter dieGrundlage fьr den spдteren Anfall des KцnigreichesUngarn (1387) geschaffen. Nachdem Karl im Jahre 1376 noch die Wahlseines Sohnes Wenzel zum rцmisch-deutschen Kцnigdurchgesetzt hatte, schien die Zukunft des Hauses Luxemburggesichert, als der Kaiser im Jahre 1378 starb.

Kurfьrsten

Wдhrend im Hochmittelalter nochFьrsten, Adel und Volk gemeinsam den Kцnig wдhlten,wurde der Wдhlerkreis mit der Ausbildung desReichsfьrstenstandes in der zweiten Hдlfte des 12.Jahrhinderts auf die Reichsfьrsten eingegrenzt. Im Zuge derDoppelwahl vom Jahre 1198 erhoben dann erstmals einige Fьrstenden Anspruch, dass ihnen vor anderen die Wahl des Kцnigs zukommeund dass daher ihre Mitwirkung fьr die Gьltigkeit der Wahlerforderlich sei. Der Kцnig von Bцhmen – obwohl auchInhaber eines Erzamtes (Schenkenamt) – sollte aus der Kreis derbevorzьgten Wдhler ausgeschlossen sein, da er keinDeutscher sei.

In der Folgezeit –erstmals in der Doppelwahl von 1257 – konnten die Fьrsten(rheinische Erzbischцfe aus Mainz, Kцln und Trier ssowiePfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen und der Markgraf vonBrandenburg) ihre Vorrangstellung zu einem Alleinwahlrecht ausbauen,wodurch die ьbrigen Fьrsten von der Wahl ausgeschlossenwurden.

Die Goldene Bulle vomJahre 1356 regelte dann endgьltig die Berechtigung zurKцnigswahl und legte im einzelnen die Rechtsstellung derKurfьrsten sowie das Verfahren bei der Kцnigswahl fest.Erst im Jahre 1489 schlossen sich die Kurfьrsten zu eineneigenen Kurie – unter Ausschluss der anderen Fьrsten –zusammen. Im Jahre 1623 fiel die pfдlzische Kurstimme an Bayern.Bis zum Ende des Alten Reiches kamen noch folgende Kurstimmen hinzu:Braunschweig-Lьneburg (Kurhannover), Regensburg, Toskana,Salzburg (1805 an Wьrzburg ьbertragen), Wьrtenberg,Baden und Hessen-Kassel.

Goldene Bulle

Die Goldene Bullebekannt nach dem auch sonst in der kцniglichen Kanzleiverwendeten goldenen Siegel, gilt als bedeutendste Reichsgesetz desHeiligen Rцmischen Reiches. Es besteht insgesamt aus 31Kapiteln, von denen die ersten 21 auf dem Nьrberger Reichstag am10. Januar 1356, die restlichen am 25. Dezember 1356 in Metzverkьndet wurden. Das Gesetz regelte erstmals und endgьltigdie Modalitдten der Kцnigswahl und die Rechtsstellung derKurfьrsten, wobei die Festlegung des Mehrheitsprinzips kьnftigeDoppelwahlen verhindern sollte. Den Kurfьrsten wurden zudembesondere Vorrechte (unbeschrдnkte Gerichtsbarkeit, Mьnz-und Zollregal) zuerkannt. Im Sinne der Kurfьrsten und anderenLandesherren war auch, dass alle Einungen und Bьndnisseinnerhalb und zwischen Stдdte untersagt wurden. WeitereBestimmungen befassen sich mit der Thronvakanz, dem Fehdewesen, derAusьbung der Erzдmter sowie dem Hofzeremoniell bei Wahl,Krцnung und auf Hoftagen. Die Ansprьche des Papstums aufZustimmung zur Kцnigswahl (Approbation) und ausьbung derkaiserichen Rechte wдhrend der Thronvakanz wurden mitStillschweigen ьbergangen.

Reichstage

Schon seit den дltesten Zeitenhielt der Kцnig mit den Grossen des Reiches Versammlungen(Hoftage) am Kцnighofe ab, in denen er sich Rat und Zustimmungin wichtigen reichsangelegenheiten holte. Da es dem Kцniggrundsдtzlich freistand, wen er zu diesen Versammlungen einladenwollte, war der Teilnehmerkreis zunдchst weitgehend offen.

Erstdeit dem 15. Jahrhundert wurde die Reichsstandschaft gefordert. DieVersammlungen, die jetzt erstmalig als “Reichstage“bezeichnet werden, erscheinen von nun an immer deutlicher alsverfassungsrechtliche Reprдsentation der Reichsstдnde, dahier gemeinsam mit dem Kцnig ьber wichtigeReichsangelegenheiten entschieden. Seit 1489 traten die Stдndedabei in drei getrennten Kolegien (Kurien) auf. Dabei handeltees sich um den Kurfьrstenrat, den Fьrstenrat –umfassend Fьrsten, Prдlaten (прелат),Grafen und Herren – sowie das Kollegium der Frei- undReichsstдdte. Seit 1497 wurde es ьblich, die auf einemReichstag gefassten Beschlьsse in einem fцrmlichen Erlass(указ)zusammenfassen und am Ende des Reichtages zu verkьndigen.

Landesherrschaft und Lдndstдnde

DasBestreben der geistlichen und weltlichen Grossen, innerhalb der vonihnen besessenen Herrschaftsgebiete ihre Herrschaftsgewalt zuintensivieren und konkurrierende Herrschaftsrechte andererauszuschalten, fьhrte im Laufe des Hochmittelalters zurAusbildung der Landherrschaft. Zum Wesen der Landherrschaft gehцrte,dass sie sich nicht mehr nur mit Herrschaft ьber Personenbegnьgte, sondern dass sie darьber hinaus auf dieBeherrschung eines bestimmten geogragischen Raumes abzielte. Damittelalterliche “Staatlichkeit“ sich nicht in einereinheitlichen Staatsgewalt, sondern in einer Vielzahl von einzelnenHerrschaftsrechte дusserte, musste es das Bestreben desLandesherrn sein, mцglichst viele Herrschaftsrechte zukonzentrieren und andere Herrschaftsberechtigte der eigenenHerrschaft zu unterverwen.

Zu der wichtigstendiser Rechte gehцrten die Grafenrechte mit dem Recht zurAusьbung der Hochgerichtbarkeit sowie polizeilicher undmilitдrischer Befьgnisse. Daneben spielten meist aber auchnoch andere Herrschaftsrechte, wie z.B. die Rechte als Grundherr ьberabhдngige Bauern, Schutz- und Herrschaftsrechte ьberKirchengut, das Befestigungsrecht, eine bedeutsame Rolle.

Wenn auch das Kцnigtumin den Fьrstengesitzen von 1220 und 1231 die enstehendeLandesherrschaft der Fьrsten legalisiert, so wurde dieLandesherrschaft dennoch keineswegs ausschliesslich auf Kosten derReichsgewalt erreicht. Die Landesherren konnten sich auf eigene,nicht vom Kцnig abhдgige Herrschaftsgewalt stьtzen;dazu kam oft eine systematisch betriebene Erwerbspolitik durchHeirat, Kauf, Tausch, Pfandnahme oder auch im Wege der Gewalt.

Wenn auch dieHerrschaftsgewalt der meisten Landesherren bereits im Spдtmittelalterein hohes Mass an Eigenstдndigkeit erreicht hatte, so galt sieverfsassungsrechtlich doch als ein vom Kцnig dem Landesherrnnach Lehnsrecht verliehenes Recht zur Herrschaft, dass bei schwererPflichtverletzung auch entzogen werden konnte.

Reichsstдdte

Unter den Reichsstдdten verstehtman die Stдdte, die unmittelbar der Herrschaft des Kцnigsunterstanden – im Gegensatz zu den Landstдdten, die einerLandseherrschaft unterworfen waren. Die meisten Reichststдdtesund aus ehemaligen kцniglichen Stдdten, errichtet aufReichsgut oder dem Hausgut der einzelnen Herrscher (z.B. Aachen,Frankfurt, Nьrnberg, Kaiserslautern u.a.) sowie auf Kirchengut(z.B. Weisenburg, Lindau, Zьrich), hervorgegangen. Daneben gabes aber auch sogenannte “Freistдdte“, bei denen essich um Bischofstдdte handelte (z.B. Kцln, Worms,Regensburg). Da sie den Kцnig nicht als Stadtherrn, sondernledeglich als Reichsoberhaupt anerkannten, beanspruchten dieseStдdte, dem Reich gegenьber von Lasten und Abgaben frei zusein, wдhrend die ьbrigen Reichsstдdte vor allemStadtsteuern an den Kцnig als regelmдssige Abgabenentrichteten.

Stдdtebьnde

Im Interesse der fьrstlichenLandesherren hatte die Goldene Bulle (1356) das Verbot derStдdtebьnde erneuert; dennoch schlossen sich im Laufe desSpдtmittelalters immer wieder Stдdte zu gegenseitigenBьndnissen zusammen. Wдhrend der Rheinische Bund(1254-1257) noch dem Zusammenbruch der Stauferherrschaft gedienthatte und von Kцnig Wilhelm ausdrьcklich anerkannt wordenwar, suchten die Reichsstдdte des Stдtmittelalters durchden Zusammenschluss in regionalen Stдdtebьnden ihreUnabhдngigkeit und ihre machtpolitischen Interessen gegenьberden umliegenden Territorialgewalten, wie auch gegenьber demKцnigtum, zu behaupten. Die bedeutendste dieser Vereinigungen,der Swдbische Stдdtebund, wurde im Jahre 1376 als Reaktionauf Abgabenspolitik, die Kaiser Karl IV. gegenьber denReichsstдdten betrieb, gegrьndet.

Bereitsim Jahre 1388 kam es jedoch wieder zur militдrischenKonfrontation, in deren Verlauf die verbьndeten Fьrsten undHerren den Stдdteaufgeboten bei Dцffingen und Pfedderscheimvernichtende Niederlagen beibrachten, worauf Kцnig Wenzeldas Verbot der Stдdtebьndnisse erneut bekrдftigte.Dennoch schlossen sich auch im 15. Jahrhundert noch schwдbischeStдdte zu einem Bьndniss zusammen, das spдter imSchwabischen Bund (1488) aufging.

Hanse

Um keinen Stдdtebund imeigentlichen Sinne handelte es sich bei der Hanse. Wдhrend beiden Stдdtebьnden die Initiative zum Zusammenschluss voneiner oder mehreren Stдdten ausging, entstand die Hanse als einegenossenschaftliche Vereinigung von west- und niederdeutschenFernkaufleuten, die von der Mitte des 12. bis zum 14. Jahrhundert denNord- und Ostseebereich zu einem von ihnen beherrschtenHandelsgrossraum auszubauten.

Die im Zuge desaufblьhendes Stдdtewesens und der fortschreitendenOstsiedlung in rascher Folge entstehenden Stдdte (Lьbeck,Riga, Rostock) bildeten im Verein mit den дlterenNordseestдdten.Als Ende des 13. Jahrhunderts die Stadt Lьbeckdie gottlдndische Genossenschaft aus der bisherigen Fьrungrolleverdrдngte und nunmehr selbst als Haupt der Hanse auftrat, wardies gleichbedeutend mit dem Beginn eines langgestrecktenWandlungsprozesses, in dessen Verlauf die einzelnen Stдdte immermehr in die Rolle der Kaufleute eintraten, so dass am Ende aus derKaufmannshanse eine Vereinigung von Hansestдdte geworden war.Dass doe hanse mit zunehmender wirtschaftlicher Bedeutung auch einerhebliches politisch-militarisches Machtpotential in sichvereinigte, wurde besonders deutlich, als die hansischen Seestдdtemit anderen Bьndnispartnern (Kцlner Konfцderation,1367) in eine militдrische Konfrontation verwickelt wurden.

Der beginnende Niedergang der Hansewurde bereits im 15. Jahrhundert durch das verstдrkte Eindringender Englander und vor allem der Hollдnder in den Ostseeraumeingeleitet; eine zunehmende Tendenz zu national-protektionistischerHandelspolitik beschleunigte diesen Prozess, was im Jahre 1603 zurSchliessung der Handelsniederlassung in London fьhrte. Diesbedeutete faktisch das Ende der Hanse als Wirtschaftsmacht, wenn sieauch nominell noch bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts fortbestandenhat.

Die Grosse Pest(чума)

Die Grosse Pest, spдter“Schwarzer Tod“ genannt, ist als die grцssteKatastrophe anzusehen, die die Menschheit in Europa betroffen hat;wдhrend z.B. im Zweiten Weltkrieg 5% der europдischenBevцlkerung ihr Leben liessen, fielen der Pest mindestens 25%,vieleicht sogar ein Drittel der damaligen Bevцlkerung zum Opfer.

Medizinisch gesehenhandelt es sich um eine Krankheit bei Nagetieren (Ratten), die voneinem Bakterium ausgelцst wird und ьber Flцhe auch aufMenschen ьbertragen werden kann. Das Pestbakterium erst im Jahre1894 entdeckt wurde, stand die mittelalteriche Medizin dieserHerausforderung noch mehr oder weniger hilflos gegenьber.

DieBevцlkerungsverluste fьhrten ausserdem in grossem Umfangezur Aufgabe bisher landwirtschaftlich genutzten Landes (Wьstungen)sowie zu einer verstдrkt einsetzenden Abwanderungsbewegung indie Stдdte (Landflucht).

Bettelorden

Im 13. Jahrhundert entstanden,verkцrperten die Bettlorden – zu denen vor allem die Ordender Dominikaner, Franziskaner, Augustiner und Karmeliten zu rechnensind – eine vцllig neue Form des Ordenslebens. UnterBerufung auf das Evangelium forderten ihre Mitglieder nicht nur dievollkommene individuelle Armut, sondern lehnten auch fьr denOrden insgesamt weltlichen Besitz ab. Die Bettelorde drдngtenvor allem in die Stдdte, um hier aktiv Seesorge, mission undKetzerbekдmpfung zu betreiben.

Ketzer

Die Kirche im Mittelalter bezeichnetealle diejenigen ihrer Mitglieder, die von den eigene Lehreaufstellen, als Ketzer (Hдretiker). Auf die Gefдrdung durchKetzerei regierte Kirche bereit seit den дltesten Zeiten mit denhцchsten Kirchenstrafen (Exkommunikation). Seit denKetzergesetzen (1220-1239) Kaiser Friedrichs II. wurde die Ketzereiauch als weltliches Verbrechen mit Feuertod betroht.

Bereits im 13.Jahrhundert hatte die Kirche im Kampf gegen Ketzer zu fцrmlichenKreuzzьgen aufgerufen. Auf Reichsboden waren es imSpдtmittelalter vor allem die bцhmischen Hussiten, dieelementare Lehrsдtze der Kirche in Frage stellen, die sich abermilitдrisch gegenьber Kirche behaupten konnten.

Bauern

Die grosse Masse derspдtmittelalterlichen Bevцlkerung bestand aus Bauern.Wдhrend der Begriff “Bauer“ ursprьnglich nichtunbedingt etwas ьber die Standesqualitдt aussagte, fьhrtedie Ausbilding des ritterlichen Berufskдmpfertums dazu, dass derBauer in der Regel nicht mehr zum Kriegsdienst herangezogen wurde,sondern sich ausschlisslich der landwirtschaftlichen Tдtigkeitwidmen konnte.

Dader Ritterdienst in der damaligen Zeitanschauung ein wesentlichhцheres Sozialprestige als die bдuerliche Arbeit genoss,hatte die neue Entwicklung gerade fьr die bisher freien Bauernfatale Folgen: die Unterscheide zwischen frei und unfrei verwischten.So untersagte der Reichslandfriede vom jahre 1152 den bauern dasTragen von Waffen, unterstellte sie dafьr allerdings einembesonderen Friedensschutz.

Zunftwesen (цех)und Zunftkдmpfe

Seit der Mitte des 13. Jahrhundertswaren die Handwerker in den Stдdten regelmдssig in Zьnftenorganisiert. Bei der Zunft handelte es sich um eine Gemeinschaft vonMeistern und Lehrlingen eines oder auch mehrerer Gewerbe, diewirtschaftliche Zielsetzungen mit sozialen und kultischreligiцsenFunktionen in sich vereinigte. Die Zunft regelte nicht nur den Zugangzum Handwerk und Ausbildung vom Lehrling bis zum Meister, sondern siereglementierte auch die Produktion und Absatz. Die Leitung der Zunftlag in den Hдnden der Zunftmeister; in den Zunftversammlungenbeschlossen die Mittglieder ьber Zunftangelegenheiten.

Das Bestreben der Zьnfte, ihrenMitgliedern das цrtliche Gewerbemonopol zu sichern, stand imWiderspruch zur freien Verkehrswirtschaft des Fernhandels und fьhrtebereits im Laufe des Spдtmittelalters zu Spannungen mit derStadtobrigkeit.

Juden

Eine besondere Gruppeinnerhalb der stдdtischen Bevцlkerung bildeten die Juden.Als Nichtchristen waren sie an sich rechtlos; doch bereits seit derKarolingerzeit standen sie unter dem besonderen Schutz des Kцnigs,der es ihnen erlaubte – gegen die Zahlung bestimmter Abgaben -,nach ihrer Glaubensьberzeugung und nach ihrem eigenen Recht zuleben. Seit dem 13. Jahrhundert gestattete das Kцnigtum denfьrstlichen Landesherren durch Einzelprivilegien wie auch imWege der Gesetzgebung, den Judenschutz in ihren Territoien auszuьben.

DieKirche trat bereits im Hochmittelalter fьr eine strengeIsolierung der Juden von der christlichen Bevцlkerung ein. Sowurden ihnen in den Stдdten bestimmte Wohnviertel (Ghettos)zugewiesen; seit einem Beschluss des Laterankonzils vom Jahre 1215waren sie gehalten, eine besondere Kleidung als Kennzeichen zu tragen(spitzer Hut und gelber Fleck (пятно)).Christen war es untersagt, mit Juden in Tischgemeinschaft zu lebenoder als Dienstboten fьr sie arbeiten.

Reichsreform

Im 15. Jahrhundert mehrten sich dieKlagen der Zeitgenossen ьber zahlreiche Missstдnde im Reich(allgemeine Rechtsunsicherheit, Schutzlosigkeit des Reiches vorдusserer Bedrohung). Obwohl die Problematik auf zahlreichenReichstagen des 15. Jahrhunderts in der Form von Vorschlдgen undGegenvorschlдgen erцrtert wurde, waren dieInteressengegensдtze zu gross, um zu einer gemeinsamen Lцsungzu kommen.

Der Durchbruch erfolgte erst in derRegierungzeit Kцnig Maximilians I., der sich, um Unterstьtzungin seinen Kriegen gegen Frankreich zu erhalten, dazu verstand, denFцrderungen der Reichsstдnde teilweise entgegenzukommen.Zur Stдrkung der Reichsfinanzen wurde eine allgemeineReichssteuer (Gemeiner Pfennig) eingefьhrt. So beschloss derWormser Reichstag vom Jahre 1495, das Fehderecht zugunsten eines“Ewigen Landfriefens“ aufzuheben und das Gerichtswesendurch die Errichtung eines vom Kцnig unabhдngigenReichskammergerichts neu zu ordnen.

Auf dem Augsburg Reichstag vom Jahre1500 sah Kцnig Maximilian sich ausserdem genцtig, derErrichtung des Reichsregements, einer Art stдnischerReichsregierung, an deren zustimmung die Regierungsmassnahmen desKцnigs gebunden sein sollten, zuzustimmen.

Die ьbrigen Ergebnisse derReichsreform, d.h. Ewiger Landfriede, Reichskammergericht undReichsexekutionsordnung, wurden auf dem Augsburger Reichstag vomJahre 1555 bestдtigt, wodurch die Reichsreform zu einem gewissenAbschluss gebracht wurde.


Daten


Ereignise

1247-1256 Wilhelm von Holland
1254 Grьndung des RheinischenBundes/Tod Konrads IV.
1257 Doppelwahl: Richard von Cornwall –Alfons X. Von Kastilien
1268 Hinrichtung Konradins/Ende derStaufer
1273-1291 Rudolf I. von Habsburg
1291 Bund von Uri, Schwyz und Nidwalden
1292-1298 Adolf von Nassau
1298-1308 Albrecht I. von Habsburg
1303 Gefangennahme des Papstes
1308-1313 Heinrich VII. Von Luxemburg (1312Kaiser)
1314 Doppelwahl: Friedrich der Schцne– Ludwig IV. der Bayer
1315 Schlacht am Morgarten
1322 Sieg Ludwigs des Bayern beiMьhldorf
1328 Kaiserkrцnung Ludwigs desBayern
1339-1454 Hundertjдriger Krieg inFrankreich
1346-1378 Karl IV. (1355 Kaiser)
1347-1351 Pest in Europa
1356 Goldene Bulle
1378-1400 Wenzel
1410-1437 Sigmund (1433) Kaiser
1419-1436 Hussitenkriege
1438-1439 Albrecht II. von Habsburg
1440-1493 Friedrich III. (1452 Kaiser)
1453 Konstantinopel von den Tьrkenerobert
1455-1487 Rosenkriege in England
1477 Schlacht bei Nancy (Tod Karls desKьhnen von Burgund)
1488 Grьndung des SchwдbischenBundes
1492 Kolumbus entdeckt Amerika
1493-1519 Maximilian I.
1495 Reichstag zu Worms (Reichsreform)
1499 Schweizerkrieg (Schwabenkrieg)
1500 Reicstag zu Augsburg(Reichsregiment)

Kapitel2: Von der Entstehung des Deutschen Reichesbis zum Ende der Stauferzeit 1254

//Штауфены=династиягерманскихкоролей и императоровРим Империив 1138-1254

Die Entstehungdes Deutschen Reiches

Seitdem frьhen 10. Jahrhundert kann man von einem Deutschen Reichsprechen. Seine Entstehung hatte sich bis dahin ьber einenlдngeren Zeitraum vollzogen. Das Kцnigsreich, das man seitdem 11. Jahrhundert “Reich der deutschen“ zu nennenbegann, hiess damals noch “Ostfrankreich“. Es hiess nichtdeshalb so, weil es nur von Franken bewohn gewesen wдre, sondernweil es aus dem Frankreich hervorgegangen war. Ludwig der Deutschenherrschte als Kцnig ьber die Bayern, Schwaben, Rhein- undMainfranken, Thьringer und Sachsen. Schon den Zeitgenossen warbewusst, dass die Bewohner von Ludwigs Ostfrankreichs sich von denenim Reich seines Bruders Karls des Kahlens (Kцnig derWestfranken) durch ihre Sprache unterschieden. Der grцsste Teildes Gebietes, das sie bewohnten, hatte nicht zum Rцmischen reichgehцrt, und das Lateinische war dort nicht wie im WestenGrundlage der Landessprache geworden.

DasReich Kars des Deutschen wurde entsprechend frдnkischenTeilungsbrauch unter seine Sцhne in drei Kцnigsreicheaufgeteilt, so wie es dann spдter, als es keine anderenerbberechtigten Nachkommen gab, in Kцnig Ludwig dem Kind wiedereinen einzigen Kцnig hatte. Im Jahre 911 starb nun auch er, ohneSцhne zu hinterlassen. Nur im Westfrankreich gab es noch einenKцnig aus dem Geschlecht Karls des Grossen. Die ostfrдnkischeStдmme entschieden sich gegen den westfrдnkischenKarolinger und damit fьr die Eigenstдndigkeit ihres reichesgegenьber dem Westen: Sie wдhlten Konrad,den Herzog der Franken, zum Kцnig. Kцnig Heinrich I.(919-936), der Nachfolger Kцnig Konrads, hatte bei seinem Todemehrere regierungsfдhige Sцhne. Aber nur дlteste Sohn,- Otto, wurde Kцnig. Der frдnkische Brauch, das Reich unterdie Kцnigssцhne aufzuteilen, wurde also nicht mehr befolgt.Mit Regierungsantritt Ottos I. war erwiesen, dass die Gebiete, diezusammenfassend Ostfrankenreich genannt hatte, im Innern und nachaussen eine Einheit darstellen.

Stammesherzogtьmer

Beidem Festmahl, das die feierliche Kцnigskrцnung Ottos I. 936in Aachen beschloss, waren fьr alle sichtbar vier Mдnneraus der Menge der anwesenden geistlichen und weltlichen Grossenherausgehoben: die Herzцge der Lothringer, der Franken, derSchwaben (Alemannen) und der Bayern. Sie waren die symbolischeEhrendienste beim Krцnungsmahl als Kдmmerer (казначей),Truchsess (Vorstand der Kaiser. Hofhaltung), Mundschenk (?) undMarschall; dadurch wurde gezeigt, dass die vier Herzцge dienдchsten beim Kцnig waren.

Schonbei den beiden vorangegangenen Kцnigswдhlen waren dieHerzцge als Handelnde in Erscheinung getreten: Konrad I. war imJahre 911 von Franken, Sachsen, Alemannen und Bayern gewдhltworden.

Dasдltere Stammesherzogtum (ducatus) war der Amtsbereich eines vomKцnig eingesetzten “dux“ (Heerfьhrer). In denostrheinischen Gebieten bildeten die von Franken unterworfenenVцlkerschaften (Bayern, Alemannen und Thьringer) dieGrьndlage fьr die Abgrenzung eines Dukats. Es war Erfolgder Zentralgewalt, die Herzцge als Zwischeninstanzen im 8.Jahrhundert wieder beseitigen zu kцnnen.

Ottonen

Das frьhere Mittelalter kanntekeine Familiennamen. Um die familienmдssige Zusammengehцrigkeitvon Personen erkennbar zu machen, hat die neuzeitlicheGeschichtsschreibung aus familientypischen “Leitnamen“Geschlechternamen konstruiert. Der Sachsenkцnig Heinrich, der imJahre 919 ostfrдnkisch-deutscher Kцnig wurde, war der erste“Ottonen“ auf dem Kцnigsthron. Der Geschlechternameist von Heinrichs Sohn und Nachfolger Otto I. (936-973) und vondessen gleichnamigem Sohn Otto II (973-983) und Enkel Otto III(983-1002) abgeleitet. Bei Ottos III. Kinderlosem Tode folgte mitHeinrich II. sein nдchster mдnnlicher Verwandter als Kцnig.Mit ihm erlosch das sдchsische Kцnigsgeschlecht der Ottonenim Jahre 1024.

Der bedeutendste Ottonennherrscherwar Otto I. Der Grosse. Er begrьndete die Tradition derVerbindung von ostfrдnkisch-deutscher Kцnigswьrde undKaisertum. Als Krцnungsort wдhlte er Aachen und am Ende derKrцnungszeremonie nahm er Platz auf dem steinernen Thron Karlsdes Grossen, so dass er sich unmittelbar in der Nachfolge Karls desGrossen sah. Dazu gehцrte auch die Eroberung deslangobardisch-italischen Reiches, die Otto im Jahre 951 mit derKцnigskrцnung in Pavia abschloss. Sein grosser Ungarnsiegin der Schlacht auf dem Lechfeld erwies Otto I. als fдhigerVerteidiger der lateinischen Christenheit. So war die Kaiserkrцnung,die Papst Johannes XII. Am 2. Februar 962 in Rom vollzog, in Ottosherrscherlichem Selbstverstдndnis und in seiner Politik langevorbereitet. Wie Karl der Grosse sah auch Otto der Grosse dieHeidenmission als Aufgabe des christlichen Kaisers an. Nach vielenMьhen und Rьckschlagen erreichte er 968 die Grьndungeines Erzbistums in Magdeburg, das als Missionserzbistum in dieslavischen Gebiete hineinwirken sollte.

Otto des Grossen Sohn Otto II. fьhrteim wesentlichen die von seinem Vater vorgezeichnete Linie der Politikweiter. Otto III. aber wollte anderes undmehr: Erfьhlt von einer schwдrmerischen (мечтательный)Begeisterung fьr die rцmische Antike, wollte er die StadtRom wieder zum Zentrum der Welt machen, Rom als Sitz von Papst undKaiser, als Mittelpunkt von Christentum und Weltherrschaft, zuunvergleichlicher Grцsse fьhren. Damit ist Otto III.gescheitert. Sein Nachfolger Heinrich II. verlegte den Schwerpunktseiner Herrschaft wieder in den ostfrдnkisch-deutschen Bereichnцrdlich der Alpen, kehrte in die Bahnen Ottos I. zurьck.

Wikinger/Normannen

Wikingerbedeutet ”Mдnner auf grosser Fahrt”; Normannenbezeichnet die gleichen Leute als sie, die aus Norden kommen.Beidesmal sind Norweger, Dдnen und Schweden gemeint, und zwardann, wenn sie ausserhalb ihrer Heimat Skandinavien in Erscheinungtreten. Das wikingische Zeitalter der Beute-, Handels-, undEroberungsfahrten reicht vom Ende 8. bis zur Mitte des 11.Jahrhunderts. Die Wikinger waren Seekrieger. Die Seetьchtigkeitihrer Schiffe machte fьr sie alle Kьsten und BinnengewдsserEuropas und der den Nordatlantik begrenzenden Lдnder erreichbar.Die ersten Nachrichten von wikingischen Ьberfдllen stammenaus England: im Jahre 793 wurde Kloster Lindisfarne an der nцrdlichenOstkьste Englands ьberfallen und ausgeplьndert. Inetwa der gleichen Zeit werden die ersten Wikingerьberfдlleim Sьdwesten Englands gemeldet und wenig spдter in Irlandund an der Atlantikkьste des Frankreiches. Die Beute an Schдtzenaus Edelmetall, an Sklaven und Lцsegeld fьr Gefangenespornte (вынуждать)deren Anerkennung durch die einheimische Kцnige. Im OstenEuropas, an den grossen Wasserwegen von Dnepr, Dьna und Wolgagrьndeten schwedische Wikinger (Warдger) im 9. Jahrhundertin den slawischen Gebieten Herrschaftssitze. Aber es waren nicht nurdie besiedelten Lдnder Europas, die wikingische Einwandernanlockten. Um 860 entstanden die ersten Wikingersiedlungen in Island,von dort aus grьndeten sie um das Jahr 980 zwei Niederlassungen(поселение)in Grцnland, die bis etwa 1500 bestanden, und von Grцnlandaus erreichten sie um das Jahr 1000 die Kьsten Nordamerikas.

Die Schlacht auf dem Lechfeld

Am 10. August 955 kдmpfte eindeutsches Heer unter Kцnig Otto I. gegen ein zahlenmдssigReiterheer der Ungarn auf dem Lechfeld sьdlich von Augsburg.Kцnig Otto hatte dem Tagesheiligen des 10. August, dem heiligenLaurentius, die Grьndung eines Bistums in Merseburg gelobt, wennChristus durch seine Fьrbitte (просьба)den Sieg gewдhren wьrde. Unter der Fahne des ErzengelsMichael zog das nach Stдmmen gegliederte deutsche Heer in dieSchlacht. Der Sieg galt denn auch als ein Geschenk Gottes, zugleichaber als besondere Ruhmestat Ottos. Fьr das frьhmittelalterlicheEuropa bedeutete der Sieg eine Wende: Das nomadische Reitervolk derUngarn hatte seit der 2. Hдlfte des 9. Jahrhunderts vom Balkanaus die Lдnder Europas in regelmдssigen Beutezьgenheimgesucht, die bis nach Frankreich, Norditalien und Byzanz fьhrten.Besonders war das den Ungarn nдchstgelegeneostfrдnkisch-deutsche reich den Ьberfдllen ausgesetztgewesen, bayerische und sдchsische Heere waren vernichtetworden. Nach der Schlacht auf dem Lechfeld wurden die Ungarn anTheiss und mittlerer Donau sesshaft (>оседлый),цffneten ihr Land bald der rцmisch-christlichen Mission undgehцrten seither zur Vцlkerfamilie der lateinischenChristenheit.

2.6. Reichskirche

Unter der “Reichskirche“versteht man die Gesamtheit der Kirchen, die im frьh- undhochmittelalterlichen deutschen Reich auf dem Grundbesitz des Kцnigsals des Herrn des Reiches errichtet waren und seiner unmittelbarenHerrschaft unterstanden. Die Grundherrschaft stellt sich als einWechselverhдltnis von Gabe und Gegengabe dar, in das auch dieKirchen eingebunden waren. Kirchen und Klцster dienten ihrenHerren durch ihre wichtigste Gabe, durch ihre Gebete und Fьrbitten,und wurden dafьr mit Landbesitz ausgestattet, die imObereigentum des Herrn blieben. Ein geistlicher und weltlicherGrosser, der auf seinem Grund und Boden eine Kirche errichtete, warder Herr dieser Kirche, sie war sein Eigen, ьber das er verfьgenkonnte. Entsprechend war auch der Kцnig Herr von Kirchen,nдmlich von denjenigen Kirchen und Kloster, die auf Kцnigs-bzw. Reichsgut errichtet waren.

Die zum Reich gehцrenden Kirchenund Klцster schuldeten dem Kцnig ausser Gebeten undFьrbitten auch Panzerriter fьr das kцnigliche Heer.Als “Gesalbter des Herrn“ galt er als Beauftragter(Stellvertreter) Gottes im christlichen Volk. Dadurch war er aus derMenge der Laien herausgehoben, galt den Kirchen als der ihnenbestellte Verteidiger von der Gefahren der Welt.

Italienpolitik

DieItalienpolitik der ostfrдnkisch-deutschen Herrscher traf inItalien auf die konkurrierenden Rechtsansprьche und Interessenanderer Mдchte. Diese Politik knьpfte bewusst an dasVorbild der karolingischen Frankenkцnigen an und hat von daherzwei Grundkomponenten: Zur Italienpolitik gehцrte einmal dieBeziehung zum Papstum. Otto I liess sich in Anknьpfung an dasVorbild Karls des Grossen im Jahre 962 zum Kaiser krцnen.Seither galten die ostfrдnkisch-deutschen Kцnige als“Verteidiger der rцmischen Kirche“ und ihrerWeltlichen Besitzungen; ein Italienzug zur Kaiserkrцnung nachRom gehцrte von da an zum festen Bestandteil deutscherKцnigspolitik. Die zweite Komponente deutscher Italienpolitikwar die Eroberung des ehemaligen Langobardenreiches durch Otto I.,auch dies in Nachahmung (подражение)Karls des Grossen. Seither war der deutscher Kцnig zugleich“Kцnig der Langobarden“, waren also “Reichsitalien“und Deutsches Reich in Personalunion miteinander verbunden. ZuReichsitalien gehцrten vor allem die Gebiete nцrdlich des“Petrimonium Petri“ (=Kirchenstaat). Da aber der deutscheKцnig als Kцnig der Langobarden beanspruchen konnte, Kцnigder sьdlich von Rom gelegenen langobardischen Fьrstentьmerzu sein, ergaben sich die Konflikte mit den Byzantinern, dieSьditalien als ihren Einflussbereich betrachteten, und seit dem11. Jahrhundert eroberten sie mit den Normannen die langobardischenFьrstertьmer und Sьditalien mit Sizilienzusammenschlossen. Im Jahre 1186 heiratete der deutsche KцnigHeinrichVI.die Erbin des Kцnigsreiches Sizilien. Mit Ausnahme desKirchenstaates unterstand damit ganz Italien dem deutschen Kцnig.Die Vereinigung des grцssten Teils von Italien in der Hand desdeutschen Kцnigs wurde 1254 durch den Tod des letzten Kцnigsaus dem Geschlecht der Staufer beendet.

2.8. Salier

AlsHeinrich II. im Jahre 1024 starb, erlosch (

Als Kцnig folgteKonrad II. den traditionellen Linien frьhmittelalterlicherKцnigsherrschaft: Er suchte die kцniglichen Rechte undBesitzungen zu wahren, wurde 1027 in Rom gekrцnt und zeigte sichals mildtдtiger frommer Kцnig durch die Grьndung desSpeyerer Domes als Familiengrablege. Von den neuen Zeitstrцmungeneiner ernsthafteren Frцmmigkeit wurde erst sein Sohn HeinrichIII. Erfasst, der ihm 1039 im Kцnigtum folgte und zusammen mitseiner frommen Gemahlen Agnes die mдchtig einsetzendesBestrebungen der Kirchenreform fцrderte. Heinrich III. Starb imAlter von 39 Jahren im Jahre 1056; sein damals sechsjдhrigerSohn Heinrich IV. Folgte ihm nach.

ImVerlaufe des Investiturstreits kam es zu einer Verbindung vonHeinrichs kirchlichen Gegnern mit einer grossen innerdeutschenAdelopposition, die in Sachsen ihr Zentrum hatte. Heinrich IV. mussteim Jahre 1077 den Bussgang nach Canossa antreten, um sein Kцnigtumzu retten. Trotzdem wдhlten die deutschen Fьrsten denSchwabenherzog Rudolf zum Gegenkцnig, dem gegenьberallerdings Heinrich auf die Dauer die Oberhand (преимущество)gewinnen konnte. Es war dann nicht der Kampf mit der Kirche, sondernvielmehr ein Aufstand seines Sohnes Heinrich V., der ihn 1105 seinKцnigtum kostete. Heinrich V., der als verschlagener (хитрый)Taktiker geschildert wird, gelang es, den Investiturstreit durch dasWormser Konkordat von 1122 zu beenden. Mit seinem kinderlosen Tod imJahre 1125 fand die Kцnigsherrschaft der Salier ihr Ende.

2.9.Kirchenreform und Religiositдt

Zunehmende Kritik an Misstдndenin der Kirche fьhrte in der Mitte des 11. Jahrhundert zu einerReformbewegung, die alle Lдnder Europas erfдsste. DieKritik richtete sich vor allem gegen die Verweltlichen des Klerus,der sich die Gьter der Kirche aneinigte, ohne seinen geistlichenPflichten nachzukommen.

Die Verbreitung derReformvorstellungen in der rцmischen Kirche schlug sich in denVorschriften der Synoden Leos IX. Und seiner Nachfolger nieder(

2.10.Investiturstreit

DerInvestiturstreit ist die Auseinandersetzung zwischen dem Papsttum undden Kцnigen Europas um das Recht der Investitur (Einsetzung) derBischцfe, in die die deutschen Kцnige besonders starkverwickelt waren. Nach altьberliefertem Brauch setzte derdeutsche Kцnig die Bischцfe seines Herrschaftsbereichsdurch die Ьbergabe von Rings und Stab (жезл)in ihr Amt ein. Da man den Kandidaten durch den Willen Gottes vorherbestimmt sah, bestand kein Bedьrfnis nach einer klaren Regelungdes Wahlverfahrens. Das bedeutete, dass dem Kцnig als dem“Gesalbten des Herrn“ auch eine ausschlaggebende Rollebei der Feststellung des Willens Gottes und damit bei der Auswahl desneuen Bischofs zukam. Diese Praxis erregte lange keine Anstoss, zumal(тем более)die Reichskirche nicht nur geistliche, sondern auchweltlich-herrschaftliche Funktionen im Reich wahrzunehmen hatte undbeide Bereiche nicht klar getrennt wurden.

Alsin der Mitte des 11. Jahrhunderts die Anhдnger der Kirchenreformdie Vergabe von Kirchenдmtern durch Laien als Missbrauchanzuprangern (

PapstGregor VII. Sprach ein allgemeinesInvestiturverbot aus, ohne auf die Tatsache Rьcksicht zu nehmen,dass die Reichsbischцfe als Reichsfьrsten ja auch weltlicheFunktionen wahrnahmen. Eine Lцsung des Problems wurde dadurchmцglich, dass man begrifflich klar zwischen geistlichem undweltlichem Bereich zu unterscheiden lernte und auf dieser Grundlageim Wormser Konkordat von 1122 einen doppelten Einsetzungsakt fьrdie Reichsbischцfe als gьltige Rechtsform anerkannte.

2.11. Canossa

Canossa,eine Burg im Apennin, war im Januar 1077 Schauplatz der Kirchenbusse(покояние)Kцnig Heinrichs IV. vor Papst GregorVII. Kцnig Heinrich erreichtedadurch die Lцsung vom Kirchenbahn (=Anathema), den der Papstzuvor ьber ihn verhдngt hatte. Papsttum und Kцnigtumhatten in Mailand verschiedene Kandidaten fьr das Amt desErzbischofs unterstьtzt. Um seiner Auffassung (мнение)Nachdruck zu verleihen, dass sich die kцnigliche Partei mit demWiderstand gegen den pдpstlichen Kandidaten ins Unrecht setze,hatte der Papst die verantwortlichen kцniglichen Rдte 1073exkommuniziert (=Anathema). Obwohl jedem Christen der Umgang mitExkommunizierten bei Strafe der eigenen Exkommunikation verboten war,trennte sich Kцnig Heinrich nicht von seinen Rдten. ImDezember 1075 nun forderte der Papst eine klare Entscheidung: Inultimativer Form verlangte er von Heinrich Trennung von den Rдtenund Unterwerfung unter das pдpstliche Urteil. Das Brieferreichte Heinrich, als er gerade einen Sieg ьber dieaufstдndischen Sachsen glanzvoll feierte. Zusammen mit seinenBischцfen sagte er Pappst Gregor von Worms aus den Gehorsam aufund forderte ihn auf, vom pдpstlichem Stuhl herabzusteigen.Gregor VII., der sich als Stellvertreter des Apostelfьrstenerklдrt hatte, wertete das als gotteslдsterliche (расплавиться)dahin. Heinrichs alte Gegner aus dem sдchsischen Aufstanddrohten mit der Wahl eines Gegenkцnigs fьr den Fall, dasser Heinrich nicht gelangen, sich binnen Jahresfrist vom Bann zulцsen. Statt aber die Lцsung vom Bann durch Verhandlungenzu erreichen, wдhlte Heinrich einen Weg, den wohl niemanderwartet hatte: Mitten im Winter ьberquerte er die Alpen underflehte (

2.12. Wormser Konkorad

Am23. September 1122 schlossen Legaten(назначавшийсясенатомпосол илиуполномоченный)im Auftrag Papst Calix’s II. mit Kцnig Heinrich V. inWorms einen Vertrag, durch den der Investiturstreit im Reich beendetwurde. Die kцnigliche und pдpstliche Seite erklдrten,auf was sie in Zukunft verzichten wollten. Heinrich V. verzichteteauf die “Investitur mit Ring und Stab“ und gestandkanonische Wahlen und freie kirchliche Weihen (посвящение)zu. Der Papst wiederum erkannte an, dass in Deutschland die Wahl derReichsbischцfe in Gegenwart des Kцnigs stattfinden sollte.Beide Schriftstьcke zusammen enthalten die Annerkennung beiderParteien, dass ein Reichsbischof Verpflichtungen sowohl gegenьberder Kirche als auch gegenьber dem Reich hatte.

2.13. Stadtgemeinde undBьrgerfreiheit

Gemeindekommt von gemein, gemeinsam und entspricht dem Wort “Kommune“.Seit dem spдten 11. Jahrhundert begannen die Bьrgerstдdtlicher Siedlungen, im Innern ihre gemeinsamenAngelegenheiten wie Marktaufsicht, Zцlle, Steuern, Mauerbau,Stadtverteidigung und Rechtssprechung durch eigene Beauftragte zuregeln. Alles dies war vorher Sache des Stadtherrn gewesen. Nichtalle Stadtbewohner, sondern nur die, die Bьrgerrecht besassen,gehцrten zu Gemeinde. Oft war die Voraussetzung fьr denBьrgerstatus der Besitz von Grund und Boden in der Stadt. DieJuden als Nichtkristen standen genauso ausserhalb der Bьrgerschaftwie der Klerus und die Insassen der Klцster. Der Zugang zum ratder Stadt und zu den Magistraten war lange den ratsfдhigenFamilien vorbehalten, dem Patriziat der Stдdte, das sich ausreichen Kaufleuten zusammensetzte. Erst in den Zunftkдmpfen(цех) des 14.Jahrhunderts erlangten die Handwerker den Zugang zu Rat undstдdtischen Regierungsдmtern.

2.14. Kreuzzьge

DieKreuzzьge waren bewaffnete Pilgerfahrten (PapstUrban II. ausgelцst, der 1095 ineiner flammenden rede auf dem Konzil von Clermont die Bedrьckungder christlichen Brьder im Osten durch die “Unglдubigen“beklagte und Arme wie Reiche zur bewaffneten Hilfe aufrief. PapstUrban hatte vor allem die christliche Ritterschaft Sьd- undMittelfrankreichs, Flanders, der Normandie und Lothringens zumKreuzzug aufgerufen. Aber auch zusammengelaufenes Volk nahm das Kreuzund wдlzte sich als undisziplinierter Haufe durch das Land, derzunдchst einmal die Aggressionen bei heimischen Nichtchristen,den jьdischen Gemeinden austobte. Der erste Kreuzzug wurde vonden ersten Judenpogromen des Mittelalters begleitet.

Die Ritterheere, die1096 aufgebrochen waren, eroberten 1099 Jerusalem und errichtetendort das “lateinische Kцnigreich Jerusalem“, nichtohne vorher ein furchtbares Blutbad in der Stadt angerichtet zuhaben.

Bedrдngnisseund Gefдhrdehrung des Kцnigreiches Jerusalem und deranderen Kreuzfahrerstaaten durch die islamischen Nachbarn fьhrtenspдter zu weiteren Kreuzzьgen: Der Fall Edessas 1144 lцstedurch die mitreissende Predigten (увлекающиепроповеди)des grossen Zisterzienserabtes (орден)Bernhard von Clairvauxden zweiten Kreuzzug aus, mit dem auch der deutsche Kцnig KonradIII. Ins Heilige Land zog. AlsJerusalem 1187 durch Sultan Saladin eingenommen wurde, leiteteFriedrich Barbarossa aus seiner Vorstellung einer universalenVerantwortung des Kaisers als Schutzherr der westlichen Christenheitdie Verpflichtung ab, den 3. Kreuzzug (1189-1192) anzufьhren. Eswar das grцsste Kreuzzug Unternehmen des Mittelalters. Nach demTod Friedrichs 1190 in der Osttьrkei erreichte der englischeKцnig Richard Lцwenherz durch Verhandlungen mit SaladinZugestдndnisse fьr christliche Pilger, freilich ohneJerusalem zurьckerobert zu haben.

DieKreuzzьge des 13. Jahrhunderts, wie der 4. Kreuzzug 1202-1204,bei dem das doch ebenfalls christliche Konstantinopel erobert wurde,und der Kinderkreuzzug von 1212, bei dem Tausende von Kindern durchbetrьgerische Machenschaften in die Sklaverei verkauft wurden,dienten immer offensichtlicher politischen Sonderinteressen. Als 1291Akko, die letzte christliche Festung in Palдstina, fiel, war dasZeitalter der Kreuzzьge endgьltig vorbei.

2.15. Staufer

Seitdem 12. Jahrhundert bezeugten (>удостоверять)die Angehцrigen eines Adelsgeschlechts ihre Zusammengehцrigkeitdadurch, dass sie ihrem Taufnamen den Namen ihrer Stammburghinzufьgten. Stammburg derer “von Staufen“ war dieBurg Stauf auf dem Berg Hohenstaufen bei Gцppingen.

HeinrichIV. hatte in den Bedrдngnissen des Investiturstreit denschwдbischen Grafen Friedrich1079 zum Herzog von Schwaben ernannt und ihm seine Tochter zur Fraugegeben. Mit ihm beginnt die Bedeutung der Staufer in derReichspolitik. Aus dem Streit um die Thronfolge nach dem kinderlosenTod des letzten Salierkцnigs Heinrich V. (1125), entstand dieFeindschaft zwischen den Staufern und dem swдbischenAdelgeschlecht der Welfen, weil die Staufer als nдchsteVerwandte der Sailer die Kцnigsnachfolge beanspruchten, dieFьrsten aber den mit den Welfen verbьndeten sдchsischenHerzog Lothar von Supplinburgzum Kцnig wдhlten (1125-1137). Bьrgerkrieg war dieFolge, der in verschдrfter Form weiterging, als statt Lotharswelfischem Schwiegersohn 1138 der Staufer Konrad zum Kцniggewдhlt wurde. Die fortgesetzte Kampf gegen die Welfen und dieErfolglosigkeit des 2. Kreuzzuges, an dem er teilnahm, liess denZeitgenossen die Regierungszeit Konrads III. (1138-1152) alsbesonders glьcklos erscheinen, so dass sich die Regierung seinesNeffen Friedrich so glanzvoll dagegen abhob. FriedrichBarbarossa (1152-1190) ist wohlbekannteste mittelalterliche deutsche Kцnig. Als er auf demKreuzzug im Fluss Saleph in Kleinasien ertrank, ging das Kцnigtumproblemlos auf seinen bereits gekrцnten Sohn HeinrichVI. (1190-1197) ьber, der zuvorseinen Herrschaftsbereich durch Heirat um das normannischeKцnigsreich Sizilien vergrцssert hatte. Bei seinem Todbrach der stauflisch-welfische Gegensatz erneut auf: Mit derDoppelwahl von 1198 kam es zum Thronstreit, der schliesslich durchdie Kцnigswahl Friedrichs, des Sohnes Heinrichs VI., beendetwurde. Er war in Sizilien aufgewachsen und kam 1212 ьber dieAlpen, um als Erbe seines Vaters die deutsche Kцnigskrone zuerringen (добиваться).

DieStaufer gelten als das begabteste deutsche Herrschergeschlecht. Mitdem Namen staufischer Herrscher verband sich in Notzeiten dieHoffnung des Volkes auf Besserung.

2.16. Friedrich Barbarossa

Als Konrad III., der erste Stauferauf dem Kцnigsthron, starb, wurde entgegen geltendem Brauchnicht sein unmьndiger Sohn, sondern sein Neffe Friedrich zumKцnig gewдhlt, den man wegen seines rцtlich-blondenBartes schon zu Lebzeiten in Italien “Barba-rossa“nannte. Als Sohn einer welfischen Mutter und eines staufischen Vatersbrachte er die Jahrzehntentlangen die Auseinandersetzungen zwischenStaufern und Welfen zu einem friedlichen Ausgleich, so dass demGeschichtsschreiber Otto von Freising Friedrichs Kцnigtum alsder Beginn einer neuen Epoche des Friedens und der Grцsse desReiches erschien. Friedrich I. (1152-1190), der 1155 in Rom zumKaiser gekrцnt wurde , war ein glanzvoller, tatkrдftigerHerrscher. Sein Leben lang hat er fьr die “Ehre desReiches“ gekдmpft. Da es kein Verzeichnis der Reichsrechtegab und auch keine Kцnige Verwaltung, war manches ausser Brauchgeraten. Da traf besonders auf Italien zu , das die direktenVorgдnger Friedrichs nur selten betreten hatten. Dort setztensich die durch Handel und Gewerbe reich und selbstbewusst gewordenenStдdte gegen Friedrichs Ansprьche zur Wehr. Unter Fьhrungdes mдchtigen Mailand schlossen sie sich 1167 zum Lombardenbundzusammen, gegen den Friedrich jahrzehntenlang Krieg fьhrte.

AlsKaiser sah Friedrich sich als den besonderen Schutzherrn derRцmischen Kirche und des Papsttums. ImJahre 1187 fiel Jerusalem in die Hдnde der Muselmanen. DerKaiser nahm mit vielen anderen Rittern das Kreuzzug. Der Heidenkampfsollte die Krцnung seines kristlichen Kaisertums sein. FriedrichBarbarossa ertrank aber im Fluss Saleph, bevor er das Heilige Landerreichte.

2.17. Fehdewesen und Landfrieden

Immodernen Staat ist den Bьrgern eigenmдchtigeGewaltanwendung bei Strafe untersagt. Niemand darf sich sein Rechtauf eigene Faust nehmen. In einem Rechtsstreit entscheiden diestaatliche Behцrden das Urteil durch. Sie allein dьrfen imRahmen der gesetzlichen Bestimmungen Gewalt anwenden. Dieses Monopolauf legitime Gewaltanwendung unterscheidet den modernen Staat von denpolitischen Ordnungen des Mittelalters. Im Frьhmittelalter warein Rechtsstreit allein die Sache der streitenden Parteien. Wer sichin seinen Rechten gekrдnkt sah, fьhrte eine Fehde (вражда,тяжба) undmit ihm seine Verwandten und Freunde als Fehdehelfer. Die Fehde wurdenach dem Prinzip des Schadentrachtens gefьhrt: Alles, was derGegner hatte, konnte zerstцrt werden. Zwar gab es daneben dieMцglichkeit der Friedlichen Einigung vor Gericht, bei der dergeschдdigten Partei die Rache (месть)durch die Busszahlung abgekauft wurde.

2.18. Ministerialen/Dienstmannen

DasWort “Ministeriale“ ist abgeleitet von “ministerium“= Dienst und bezeichnet Menschen, die durch Besondere Dienste ihreRechtstellung (правовойстатус)verbessert haben. Im Mittelalter hatte jeder seinen eigenenrechtsstand, der im frьhen Mittelalter vor allem durch dieGeburt (происхождение)bestimmt war. In den Grundherrschaften (поместье)von Kцnig, Adel und Kirche lebten Menschen, die von Geburt“frei“ waren, neben solchen, die von “unfreien“Eltern abstammen und deshalb selbst unfrei waren. DieLebensbedingungen der Freien waren in der Regel besser als die derUnfreien. Es ist schwer zu sagen, wenn einige der Unfreien durchbesondere Fдhigkeiten und Dienste aus der Masse der ьbrigendeutlich hervorzutreten begannen. Seit dem frьhen 11.Jahrhundert jedenfalls gab es eine Gruppe, die sich nicht nur durcheine eigene Bezeichnung – Ministeriales- abhob, sondern auchdurch ein eigenes Recht, das ihnen gegenьber anderen Angehцrigender Grundherrschaft besondere Vorrechte sicherte. Die Ministerialendienten ihren Herren auf vielfдltige Weise: in der Verwaltung,als Kaufleute, als Gesandte mit besonderen Auftrдgen und auchals Ritter. Die Kцnige haben versucht, aus den Ministerialeneine Art Reichbeamtenschaft aufzubauen. Die Schwдсhedes Kцnigstums im Thronstreit hat dazu beigetragen, dass dieserVersuch scheiterte. Die Ministerialen gehцrten imGesellschaftsaufbau des Spдtmittelalters zum niederen Adel.

2.19. Rittertum

Ausdrei Stдnden, nдmlich aus Betern (oratores), Kriegern(bellatores) und kцrperlich Arbeitenden (laboratores) setztesich die Gesellschaft zusammen. Abbild der gesellschaftlichenWirklichkeit; sie zeigt aber, dass man den Ort der Menschen in derGesellschaftsordnung durch eine Art berufsmдssiger Tдtigkeitbestimmt sah. Einer der Grьnde fьr die Ausbildung einesBerufskriegerstandes lag in der Militдrtechnik: Die Krieger(milites) kдmpften zu Pferde; sie waren berittene Krieger,ausgerьstet mit Schild und Lanze (копье),eisernem Kettenhemd oder gepanzerter Rьstung. Diese Art desKampfes erforderte regelmдssiges Training und Geld fьr dieteuere Ausrьstung. Die Ritter mussten von derlandwirtschaftlichen Tдtigkeit freigestellt sein, um demKriegerberuf nachgehen zu kцnnen. Das war zunдchst denadeligen Grundherren mцglich. Aber schon die Karolinger hattenarme Freie und auch Unfreie als Berufskrieger verpflichtet und siefьr ihre militдrischen Dienste mit einem Dienstgutausgestattet, und seit dem 11. Jahrhundert kamen vor allem Kriegeraus dem Ministerialenstand dazu. Die Kirche des Frьhmittelaltershatte jede Form von Kampf und Kriegfьhren als mit derchristlichen Moral unvereinbar abgelehnt. Erst als sich mit derBekдmpfung des islamischen Araber in Spanien seit dem 11.Jahrhundert die Vorstellung herauszubilden begann, dass der Kampf fьrChristentum und Kirche ein gottgefдlliges Werk sei, war dieGrundlage fьr eine christliche Kriegerethik gelegt. Ein Rittersollte das Streben nach Ruhm und weltlicher Ehre in der Diensthцherer Ziele stellen, des Heidekrieges vor allem.

2.20. Thronstreit

Friedrich, der Sohn desStaufenkaisers Heinrich VI. und Konstanzes, der Erbin desnormannischen Kцnigsreiches Sizilien, war noch drei Jahre alt,als sein Vater vцllig ьberraschend im September 1197 starb.Obwohl das Kind bereits zum deutschen Kцnig gewдhlt unddamit die Nachfolge eigentlich entschieden war, brachte der frьheTod des Kaisers diejenigen politischen Krдfte auf den Plan, dieeine Vereinigung Sьditaliens mit dem Reich und eine daraufbegrьndete staufische Vorherrschaft ablehnten: Das waren dieKaiserwitwe Konstanze, die, wie man wusste, die Deutschen nie geliebthatte; dann der Papst, der eine Umklammerung (притеснение)des Kirchenstaates fьrchtete und deshalb zu verhindern suchte,dass der Erbe Siziliens zugleich deutscher Kцnig war; undschliesslich eine Gruppe stauferfeindlicher Fьrsten inDeutschland. Als sie hцrten, dass Konstanze fьr ihren Sohnauf die deutsche Kцnigswьrde verzichtet hatte, bereitetensie die Kцnigswahl Ottos, eines Sohnes Heinrichs des Lцwen,vor. Aber die Stauerpartei kam ihnen zuvor: Sie wдhlten denBruder des verstorbenen Kaisers, Herzog Philipp von Schwaben, ohneallerdings die Kцnigswahl Ottos dadurch verhindern zu kцnnen.Seit dem Jahre 1198 hatte das deutsche Reich mit dem Welfen OttoIV. und dem Staufer Philipp von Schwaben zwei Kцnige,die sich gegenseitig bekдmpften. Zehn Jahre dauerten dieAuseinandersetzungen, in denen Philipp von Schwaben zunehmend anUnterstьtzung gewann. Da wurde Philipp am 21. Juni 1208ermordet. Otto IV. erreichte Anerkennung als Kцnig, bis erFriedrich II. weichen musste, der 1212 nach Deutschland kam, um seinvдterliches staufiches Erbe einzufordern, und bald allgemeineAnerkennung als Kцnig fand.

Der Thronstreit von 1198 gilt alseiner der Wendepunkte deutschen Geschichte. Der Thronstreit hinderte,dass die von Friedrich Barbarossa geschaffenen Ansдtzeweiterfolgt werden konnten. Der Thronstreit gilt als ein wichtigerGrund dafьr, dass die deutschen Kцnige der Folgezeit nichtwie die Kцnige von Frankreich und England einen Einheitsstaataufbauen konnten.

2.21.Landesausbau/Ostsiedlung

Dasfrьhmittelalterliche Westeuropa wardьnn besiedelt. Nur ein geringer Teil der Gesamtflдchewurde landwirtschaftlich genutzt, und auch dort fehlten oft dieMenschen, um bereits kultiviertes Land weiter zu bewirtschaftlichen.Seit der Mitte des 11. Jahrhunderts aber setzte bemerkenswertesBevцlkerungswachstum ein, das bis in das 14. Jahrhundert hineinanhielt. In den bereits dichter besiedelten Gegenden Frankreichs undEnglands stieg die Bevцlkerung, so schдtzt man, vom Endedes 11. Jahrhunderts auf Dreifache. Die intensivere Bodenutzung unddamit die Steigerung der Erntentrдge im Altsiedelland reichtenicht aus, um die stets wachsende Zahl von Menschen zu ernдhren.Es musste bislang unbewirtschaftliches Land durch Rodung(>распахиватьпод пашню)dazugewonnen werden. Rodungsland waren zunдchst die Waldgebieteund Gebirge in Westeuropa selbst. Erst allmдhlich zogen Bauernals Siedler weiter nach Osten. Heinrich der Lцwe warb fьrdie Erschliessung Holsteins und Mecklenburg flдmische,hollдndische und niederdeutsche Bauern als Siedler an. Einknappes Jahrhundert spдter bemьhte sich der Deutsche Ordenum deutsche Siedler fьr das Prussenland und Litauen, weil dieeinheimische Bevцlkerung nicht ausreichte, um das Land weiter zuErschliessen. Aber auch polnische Fьrsten suchten Bauern aus demvolkreicheren Westen in ihr land zu ziehen.

2.22. Deutscher Orden

1199beauftragte Pappst Innozenz III. die “Brьder des Hospitalsder Deutschen in Jerusalem“, die bislang im Heiligen Landkranke Pilger gepflegt hatten, zusдtzlich mit dem Heidenkampf.Damit war der Deutsche Orden als Ritterorden entstanden. DieDeutschordnenritter trugen als Zeichen ihrer Ordenzugehцrigkeiteinen weissen Mantel mit schwarzem Kreuz, Ihr Aktionsfeld warzunдchst das Heilige Land. Der Heidenkrieg, zu dem dieOrdenritter verpflichtet waren, verlagerte sich bald vom HeiligenLand nach Osteuropa. Vom цstlich der Weichsel gelegenenPrussenland, das ihm ursprьnglich ьbertragen worden war,griff der Orden nach Westen und Nordosten aus. Durch die Expansionentstanden Konflikte mit Polen, die allerdings keine nationalenGegensдtze waren.


Daten


Ereignisse

911-918 Konrad I.
919-936 Heinrich I.
933 Sieg Heinrichs ьber Ungarn
936-973 Otto I., der Grosse
951-952 Italienzug Ottos und Krцnungin Pavia zum “Kцnig der Langobarden“
10. Aug. 955 Schlacht auf dem Lechfeld
2. Febr. 962 Kaiserkrцnung Ottos desGrossen in Rom
968 Grьndung des ErzbistumsMagdeburg
973-983 Otto II. (967 Kaiser)
983-1002 Otto III. (996 Kaiser)
1002-1024 Heinrich II. (1014 Kaiser)
1033 Konrad II. wird Kцnig vonBurgund
1039-1056 Heinrich III. (1046 Kaiser)
1056-1105 Heinrich IV. (1084Kaiser)
1073-1085 Papst Gregor VII.
1074-1075 Sдchsischer Fьrstenaufstandgegen Heinrich IV.
1076 Heinrich IV. und Gregor VII.Erklдren sich gegenseitig fьr abgesetzt
1077 Lossprechung Heinrichs IV. vonBann in Canossa
1077-1080 Gegenkцnig Rudolf vonRheinfelden
1096-1099 1. Kreuzzug
1105-1125 Heinrich V. (1111 Kaiser)
1119 Zisterzienserorden vom Papstanerkannt
1125-1137 Lothar III. von Supplinberg (1133Kaiser)
1138-1152 Konrad III.
1147-1149 2. Kreuzzug
1152-1190 Friedrich I. Barbarossa (1155Kaiser)
1167 Lombardenbund
1180 Sturz Heinrichs des Lцwen
1189-1192 3. Kreuzzug
1190-1197 Heinrich VI. (1191 Kaiser)
1199 Grьndung des Deutschen Ordens
1202-1204 4. Kreuzzug (Kreuzfahrer erobernKonstantinopel)
1208 Ermordung Philipps von Schwaben
1209 Kaiserkrцnung Ottos IV.
1212-1250 Friedrich II. (1220 Kaiser)
1228-1229 5. Kreuzzug
1248-1254 6. Kreuzzug
1250-1254 Konrad IV.

Kapitel 1: Von derrцmisch-germanischen Zeit bis zur Teilung des Franreiches843/870

Germanen


Die Bezeichnung Germanen wirdauf eine Vielzahl von Vцlkern und Stдmmen in Nord- undMitteleuropa, die der sogenannten indo-germanischen Sprachfamilieangehцren, anwendet. Der Name, dessen Bedeutung unklar ist,wurde ursprьnglich von den Kelten fьr benachbartenichtkeltische Stдmme gebraucht.

Im sьdlichen Teil Skandinaviensbildete sich seit Beginn der Bronzezeit (2 Jahrtausend v.Chr) einzusammenhдngender Kulturkreis, der sich (wegen derKlimaverschlechterung) nach Westen bis in die Niederlande und nachOsten ausbreitete.

Schon frьh (etwa 2 Jahrtausendv.Chr) gab es Siedlungsverbдnde, die sich durch gemeinsameSprache, Abstammung (= происхождение),Kцnigssippe (род),Gцtterverehrung (поклоняться),Sitten (обычай),und Traditionen einander zugehцrig und von ihren Nachbarnunterschieden fьhlen.

Die Geschichtswissenschaft hat dieGermanen in die Grossgruppen der West-, Ost- undNordgermanen eingeteilt. Westgermanen nennt man alle jeneVцlkerschaften, die in den ersten Jahrhunderten unsererZeitrechnung zwischen Rhein und Elbe, zwischen Nordseekьste undDonau wohnten. Sie sind wieder nach ihren Siedlungsgebieteneingeteilt worden in die a) Rhein-Weser-Germanen (Bataver,Ubier, Tenkterer, Brukterer -> 3. Jahrhundert haben die Frankengebildet), b) die Nordsee-Germanen (Angeln, Friesen, Sachsen-> 5. Jahrhundert haben Britannien erobert), c) die Elb-Germanen(Cherusker->Sachsen, Chatten->Hessen, Markomannen->Thuringer,Sweben->Alemannen, Semnonen). Zu den Ostgermanen gehцrtenu.a. die Goten deren Urheimat Skandinavien war, Burgunderund Vandalen. Nordgermanen sind im wesentlichen die inSkandinavien und Dдnemark gebliebenen Vцlker, von deneneinige erst Jahrhunderte spдter als Normannen oderWikinger im mitteleuropдischen Raum auftauchten.

Die gesellschaftliche Gliederung derGermanen lдsst als Grundprinzip eine starke patriarchalischeAutoritдt erkennen. Viele Stдmme hatten Kцnige, diedie mit dem Gцtterkultzusammenhдngenden Aufgaben zuerfьllen hatten.

Germanen und Rцmisches Reich

Schon 113 v.Chr. waren aus ihrerHeimat Jьtland (полуостровв Дании и ФРГ)vertriebenen (изгнанные)Kimbern, Teutonen und andere Gruppen in das Gebiet desRцmischen Reiches eingedrungen, das damals bis in die sьdlichenAlpen reichte, und hatten rцmische Heere besiegt. Um 71 v. Chrьberschritt der schwebische Heerkцnig Ariovist mitzahlreichen Gefolgsleuten aus verschiedenen Stдmmen denOberrhein; sie siedelten sich westlich des Oberrheins an, bis Cдsarsie nach seinem Sieg ьber Arovist wieder zurьckdrдngte.Bald gab es jedoch Bьndnisse zwischen Rom und Germanenfьrsten.Im rцmischen Germanien, das um 90 Provinzen(Hauptstadt=Mogontiacum) geteilt wurde, entwickelte sich einblьhendes Stдdtewesen; rцmischen Techniken wie dieZiegel- (кирпич), Keramik- undGlasherstellung wurden ьbernommen, wobei die einheimischenBaumeister und Handwerker am rцmischen Vorbild orientierte, aberdurchaus eigenstдndige Kulturformen schuffen. Auch wurde einweitrдumiges Strassennetz ausgebaut.

Arminius

Gebohren im Jahre 18 v.Chr als Sohndes Cherusfьrster Segimer, kam Arminius zusammen mitseinem Bruder Flavus als Kind zur militдrischenAusbildung nach Rom. In den Germanienfeldzьgen (поход)des Tiberius befehligte er 4-6 n.Chr die germanischenHilfsgruppen, wofьr er mit dem rцmischen Bьrgerrechtausgezeichnet wurde. Nach der Rьckkehr zu seinem Stamm stellteer sich jedoch an die Spitze einer Verschwцrung (заговор)gegen den rцmischen Statthalter Publius Quanctilius Varus,der das rцmische Verwaltungs-, Steuer- und Rechtssystem imrechtsrheinischen Germanien einzufьhren versuchte. Obwohl Varusvon dem romfreundlichen Cherusker Segestes gewarnt wurde, liess ersich im Herbst des Jahres 9 im Teutoburger Wald mit drei Legionen ineiner Hinterhalt locken (попадатьв засаду) und verlor seinganzes Heer (etwa 20 000 Mann); er selbst beging (

Limes (= befestigter rцm.Grenzwall)

Seit Kaiser Augustus begannen dieRцmer mit dem planmдssigen Ausbau einerVerteidigungsstellung an Rhein und Donau. Im 2. Jahrhundert bestandder rцmisch-germanische Limes im Gesamtverlauf auf 4Hauptabschnitten:

1)der niedergermanische Limes , 2) der obergermanische Limes, 3) derrдtische(?) Limes 4) Donaugrenze flussabwдrts bis nachUngarn. Der obergermanische Limes, zuerst aus Wall und Grabenbestehend, wurde nach und nach durch Palisaden verstдrkt. Derrдtische Limes war zusдtzlich teilweise mit einerSteinmauer verstдrkt, die aber nie vollendet worden ist. Hinterden Befestigungen des Limes wurde ein Strassensystem angelegt. Ausden Rцmerlagern an den wichtigsten Flussьbergangen vonRhein nach Donau entstanden die ersten rцmisch-germanischenStдdte. Xanten, Kцln, Bonn, Koblenz, Passau, Worms,Regensburg und viele andere deutsche Stдdte gehen so aufrцmische Ursprunge zurьck. Durch den Limes wurde dieAusbreitung der Germanenstдmme nach Westen und Sьdenaufgehalten, gleichzeitig aber ermцglichte er ein friedlichesNebeneinanderleben und einen lebhaften Handelsverkehr.

1.5. Tacitus “Germania”

Der rцmische Schriftsteller undGeschichtsschreiber Publius Cornelius Tacius (55-120 n.Chr)verцffentlichte die Schrift “Ьber den Ursprung unddie Gebiete Germanen”. Im ersten Teil schildert er allgemeinLand und Leute, im zweiten Teil charakterisiert er eizelne Stдmmeund beschreibt ihren Wohnsitz. Er rьhmt an den Germanen ihreeinfache Lebensweise, ihr sittenstrengen Familienleben, ihrekriegische Tapferkeit (мужество)und ihr Freiheitsstreben. Dieses Germanenbild ist sicher idealisiert,doch Tacius tadelt (

1.6. Germanen und Christenturm

Im rцmischen Germanen gab es inder Zeit vor Konstantin dem Grossen (рим. Императорс 306, поддерживалхристианство,сохраняя приэтом языческиекульты; oсновалКонстантинополь)schon Christen.Die Durchsetzung des Christentums als rцmischer Reichsreligiongipfelte durch Theodosius I.Damit war jedoch die Ausbreitung deschristlichen Glaubens bei den feindlichen Germanen zunдchstblockiert. Bei diesen fand er schliesslich in Gestalt des sogenanntenArianismus Eingang. Die Lehre des alexandrinischen Priesters Ariusberuhte auf der Auffassung, Christus sei das aus dem Nichtsgeschaffene Geschцpf des Vaters (= они непринимали одиниз догматово единосущностибога-отца ибога-сына; поучению Ария:Христос, кактворение бога-отца– существонижестоящее).Es gelang den Arianen, ihre Lehre weithin durchzusetzen. 314 wurdedie Bibel ins Gotische ьbersetzen.

1.7.Vцlkerwanderung

Als eigentliche grosseVolkerwanderung gelten Wanderungbewegungen, die durch den Einbruch(наступление)der Hunnen 370 in Europa ausgelцst wurden. Wдhrend dieHunnen 375 das Gotenreich in der heutigen Ukraine zerstцrten,wich (Valens in Moesien (imheutigen Bulgarien) angesiedelt. Kaiser Theodosius derGrosse schloss 382 mit ihnen Frieden. Unter Alarich, der395 zum Kцnig erhoben wurde, fiel Teil der Goten (Westgoten) 401in Italien ein und plьnderte (

Die mit Westgoteneinfall in Italienzusammenhдngende Schwдchung der Rheingrenze begьnstigtedie Westwanderung der Sweben, Vandalen, Burgunder und Alanen (Stammiranischer Herkunft), die ab 406 Gallien ьberrannten und 409grossenteils nach Spanien abwanderten. Wдhrend die Sweben, vonder Westgoten nach Nordwestspanien abgedrдngt, dort um 585 eineigenstдndiges Reich behaupteten, setzen die Vandalen und Alanenunter Geiserrich 429 nach Nordafrika ьber, das sie bis439 eroberten.

Der Skire Odoaker, der zumKцnig ausgerufen wurde, beseitigte das bereits machtlosewestrцmische Keisertum, wurde selbst von dem Ostgoten Theodorichermordert. Die Herrschaft der Ostgoten endete 553 mit der EroberungItaliens durch den byzantinischen Feldherrn Narsas.

1.8. Hunnen

Die Hunnen waren ein Turkvolk, dessenAngehцrige als Reiternomaden lebten. Nach jahrhundertelangenKдmpfen mit den chinesischen Nachbarn begannen Teile diesesVolkes nach Westen zu wandern. Nach ihrem Sieg ьber die Ostgoten375 beherrschten bisher unter gotischer Botmдssigkeit stehendenStдmme. Sie verlagerten den Schwerpunkt ihrer Herrschaft nachPannonien (heutige Ungarn), von wo sie mit ihren germanischen undsonstigen Gefolgsleuten Beutezьge unternahmen. VorostrцmischenKaiser erzwangen sie hohe Tributzahlungen. Der westrцmischeOberbefehlshaber Aetius, der in seiner Jugend als Geisel(заложник) bei denHunnen gelebt hatte, betrieb lange eine hunnenfreundliche Politik,vor allem im Interesse seiner Kдmpfe gegen die Germanien inGallie, an denen hunnische Hilfsgruppe beteiligt waren. DerHunnenkцnig Attila, der 445 seinen Bruder ermordet hatteund seitdem allein regierte, fьhrte sein Reich zum Hцhepunktseiner Geltung. 452 fiel Attila in Italien ein, doch einerkaiserlichen Gesandtschaft (посольство)unter Fьhrung von Papst Leo I gelang es, ihn zu Rьckzug zubewegen. Nach dem ьberraschenden Tod Attilas 453 in derHochzeitnacht zerfiel das Hunnenreich rasch; die seiner Herrschaftunterworfenen Germanen lцsten sich wieder aus der Abhдngigkeit.

1.9. Theoderich der Grosse

Der ostrцmische Kaiser Zenonsah sich 483 gezwungen, den mдchtigen OstgotenfьhrerTheodorich als Magister (Herrmeister) anzuerkennen. Theodorich, etwa453 geboren, war als Geisel in Konstantinopel aufgewachsen und nachseiner Rьckkehr 471 schon zu Lebzeiten seines Vaters zum Kцnigerhoben worden. 488 sandte Zenon Theodorich nach Italien, um dieHerrschaft Odoakers zu zerschlagen. Nach jahrelangen Kдmpfen,u.a. um Odoakers Hauptstadt Ravenna, einigte sich der Ostgotenkцnigmit seinem Rivalen (= Gegner) auf eine gemeinsame Herrschaft, dochkurz darauf ermordete er Odoaker.

Romanen und Goten blieben im ьbrigendurch ein Heiratsverbot sowie durch unterschiedlichenGlaubensrichtungen und Rechtsstellungen getrennt. Aussenpolitischverstand es Theodorich, offene Konflikte mit dem Kaiser zu vermeidenund zu den anderen germanischen Fьrsten freundschaftlicheBeziehungen anzuknьpfen, die er durch Heiratsverbindungen mitden Herrscherfamilien der Westgoten, Vandalen, Burgunder und Frankenzu festigen suchte; er selbst nahm eine Schwester des FrankenkцnigsChlodwigs zur Frau. Bei seiner Bьndnispolitik erlebte erjedoch auch Rьckschlage, vor allem infolge des frдnkischenExpansionsstreben auf Kosten der Westgotte, der Burgunder und unterostgotischem Schutz stehenden Alemannen.

Als Theodorich 526 starb, blieb seineHerrschaft den Menschen als eine Zeit des Friedens und derGerechtigkeit in Erinnerung, doch sein Lebenswerk hatte keinenBestand. Seine Tochter Amalasuntha, Regentin fьr ihrenunmьndigen Sohn, fiel 535 einem Mordanschlag ihres Vetters (дв.брат) zum Opfer. Die letzten Ostgotenkцnige(Witigis, Totilia) unterlagen den Feldherren Kaiser Justinians,Belisar und Narses. Die Reste der Goten gingen spдterin der italischen Bevцlkerung auf 

1.10. Franken

Aus mehreren westgermanischen Stдmmenbildete sich der Grossverband der Franken. Allmдhlich drangensie nach Westen auf rцmisches Gebiet vor und traten teilweise inrцmische Dienste. Um die Mitte des 5. Jahrhunderts besassen diefrдnkischen Fьrsten etwa das Gebiet des heutigen Belgien.Die durch Chlodwig eingeleitete Grossmachtbildung wurde zumwichtigsten politischen Faktor des beginnenden Mittelalters. Da esseit dem 6. Jahrhundert keine religiцsen Barriere zwischenfrдnkischen Eroberern und galloromanischen Bevцlkerung mehrgab, kam es zu einem allmдhlichen Verschmelzung.

1.11. Chlodwig

Geboren um 466, im Laufe seinerRegierung unterwarf und besiegte er durch List (хитрость)und Gewalt alle anderen frдnkischen Gaukцnige, nachdem erbereits 486 durch seinen Sieg ьber den letzten rцmischenStatthalter in Gallien den rцmischen Teil Galliens gewonnenhatte. Zwischen 496 und 507 eroberte er den sьdwestischen Teildes Westgotenreichs, dazu das linksrheinische Gebiet der Alemannen.Nur das Eingreifen Theoderichs des Grossen hinderte ihn an nochweitergehender Expansion. Mit seiner Eroberungspolitik durchkreuzteChlodwig das Konzept des Ostgotenkцnigs, das auf eineVerstдndigung der germanischen Reiche gegen Byzanz zielte.

Wohl 498 hatte der Frankenkцnigin Reims die Taufe (крестины)empfangen. Diese Entscheidung fьr die katholische Christentum,an der Chlodwigs burgundische Gemahlin (супруга)Chlothilde bedeutenden Anteil hatte, erwies sich alszukunftweisender Entschluss. Aussenpolitisch wurde dadurch derGegensatz zu den arianischen Germanenreichen vertieft, doch im Innerngewann Chlodwig die Unterstutzung der galloromanischen Geistlichkeit,vor allem der Bischцfe, bei der Konsolidierung seiner Herrschaftin den neu eroberten Gebieten. Die allmдhlich entstehendefrдnkische Reichskirche wurde zu einer der wichtigsten Klammernder Reichseinheit . Der inneren Ordnung dienten auch einerseits dieЬbernahme des rцmischen Verwaltungssystems und andererseitsdie erste Aufzeichnung des frдnkischen Volksrechts. 511 starbChlodwig in seiner neuen Residenzstadt Paris.

1.12. Merowinger

Das Kцnigsgeschlecht derMerowinger stammte der Ьberlieferung zufolge (=следуятрадиции) von einemKleinkцnig mit Namen Merowechs ab. Die Sage fьhrteMerowechs Herkunft auf halbgцttlichen Ursprung zurьck.Wurden der Kцnigsippe schon daher magische Krдftezugeschrieben, so steigerte sich ihr Ansehen noch, als Chlodwig durcherfolgreiche Kriegszьge ein frдnkisches Grossreicherrichtete und damit das “Heil“ seiner Sippe bestдtigte.

Beim Tode Chlodwigs 511 waren seinevier Sцhne ohne Unterschied nachfolgberechtigt. Das bedeutete,dass das Frдnkische Reich geteilt werden musste, was jedochnicht unbedingt eine getrennte Entwicklung der Reichsteile zur Folgehatte. Tatsдchlich kam es mehrmals zu einer Reichseinigung.Ausserdem setzen Chlodwings Sцhne zunдhst die Machtpolitiknach aussen fort, indem sie unter anderem 531 das Thьringerreicheroberten. Allerdings ьberwogen auf die Dauer die Nachteile derTeilungspraxis betrдchtlich, denn die Herrschaftsteilungen wareneine Quelle stдndiger Streitigkeiten. Aus den Teilungen gingenzwei selbstдndige Rechtsteile hervor: im Westen Neustrien mitdem Zentrum Paris, und im Osten Austrien mit dem KцnigssitzReims (spдter Metz). Die Herausbildung eines westlichen einesЦstlichen Schwerpunkts kam bei der endgьltigen Teilung desFrдnkischen Reiches unter den Karolingern erneut zur Geltung.

1.13. Winfrid-Bonifatius.

Die Missionierung der nochheidnischen (языческих)Germanen im frдnkischen Reichsverband machte im 6. und 7.Jahrhundert nur mьhsame Fortschritte. Das begann sich um 700 zuandern, als mit Unterstьtzung der karolingischen Hausmeier(фермер) eine Reihe vonMissionдren zu den Hessen, Thьringern, Alemannen, Friesen,Sachsen und Baiern gingen.

Der 672 in Wessex geborene MцnchWinfried England verliess, um sich der Mission zu widmen. Bei seinemersten Romaufenhalt beauftragte ihn der Papst am 15. Mai 719 mit derGermanenmission und verlieh ihm den Namen des Heiligen dieses Tages:Bonifatius. Bonifatius wirkte zunдhst in Thьringen undFriesland, dann auch in Hessen. Er grьndete nicht nur Klцster,sondern machte er sich um die Bistumsorganisation (= Gebiet einesBischofs) in Baiern, Hessen und Thьringen verdient. 772 wurde ervom Papst zum Bischof geweiht. Im Alter von 80 Jahren kehrteBonifatius zur Friesenmission zurьck, wдhrend der er am 5.Juni 754 bei Dokkum den Mдrtyrtod fand. Seine Gebeine ruhen imDom von Fulda.

1.14. Die ersten Karolinger.

Die Karolinger sind aus einerVerbindung der austrischen Adelsgeschlechter hervorgegangen. DieVormachtstellung begrьndete der austrische Hausmeier Pippin,der 687 durch seinen Sieg ьber den neustrischen Hausmeier dasFrдnkische Reich wieder vereinte und anstelle des schwachenMerowingerkцnigs, die Regierung fьhrte. Pippins Sohn Karlerkдmpfte sich nach dessen Tod die Regentschaft ьber dasGesamtreich. 732 schlug er mit einem frдnkischen Heer dieAraber, die das Westgotenreich vernichtet hatten und nach Sьdgallienvorgedrungen waren, und drдngte sie endgьltig ьberdie Pyrenдen zurьck. Dieser Sieg hatte fьr die weitereGeschichte Europas entscheidende Bedeutung. Man hat Karl spдterden Beinamen Martell (Hammer) gegeben. In zahlreichen Kдmpfenstellte er die Autoritдt der Reichsgewalt in denselbstдndigenden Reichsteilen (Aquitanien, Burgund, Provence,Allemanien, Thьringer, Bayern, Friesland) wieder her. Auchunterstьtzte er die angelsдchsische Mission (vonBonifatius), in der er ebenfalls eine Stдrkerung derReichsgewalt sah. Wie ein Kцnig teilte er bei seinem Tod 741 dasFrдnkische Reich unter seine Sohne und liess sich in derGrablege der Merowinger beisetzen (= begraben).

Karls Sцhne Karlmann undPuppen (der Jungere) regierten in Austrien und Neustrien,wobei Aquitanien und Bayern relativ selbstдndige Herzogtьmerblieben.

1.15. Langobarden

Die Langobarden, die nach eigenerЬberlieferung aus Gottland stammen, hatten ihre Wohnsitze langeZeit an der unteren Elbe. Ein Teil von ihnen grьndete inPanonien (Ungarn) um 166 ein erstes Reich. Trotz eines entscheidendenSieges ьber die Gepiden (567) ьberliessen sie ihrponnonisches Siedlungsgebiet den Awaren, zogen 568 unter ihrem KцnigAlboin nach Oberitalien und grьndeten ein Reich mit derHauptstadt Pavia. Unter den Kцnigen Liutprand undAistulf erreichte das Langobardenreich seine grцssteAusdehnung. Nach der Eroberung Ravennas 751 sah sich der Papst in Romunmittelbar bedroht, so dass er den Frankenkцnig Pippin zu Hilferief, der den langobardischen Ausdehnungsdrang stoppte. ErneuteЬbergriffe der Langobarden auf pдpstlichen Gebiet beendetePippins Sohn und Nachfolger Karl der Grosse endgьltig, indem er744 die Langobarden unterwarf und sich selbst ihre Kцnigskroneaufsetzte. Nur die langobardieschen Herzogtьmer Benevent undSpoleto in Sьditalien konnten ihre Selbststдndigkeit bisuns 11. Jahrhundert bewahren.

1.16. Pippinsche Schenkung /Kirchenstaat

Das durch die kirchlicheSanktionierung der Kцnigserhebung Pippins 751 angebahnte Bьndniszwischen dem Pappsttum und dem Frдnkischen Reich festigte sich.Papst Stephan II salbte (религ.помазать) Pippin undseine Sцhne erneut und verlieh innen den Titel “patriciusRomanorum“, wдhrend der Frankenkцnig die Ьbergabeder von der Langobarden eroberten Gebiete in Mittelitalien an denPapst versprach . Der Umfang dieser sogenannten Pippinschen Schenkungist umstritten; nach zwei erfolgreichen Feldzьgen gegen Aistulferhielt der Pappst 756 ein Gebiet in Mittelitalien, wo derKirchenstaat entstand. Die formale Oberhoheit der byzantischenKaisers blieb zunдchst noch bestehen, doch als tatsдchlicherSchutzherr des Papsttums war der frдnkische Kцnig an dessenStelle getreten. Karl der Grosse hat diese Schenkung seines Vaters774 ausdrьcklich (окончательно)bestдtigt und den Kirchenstaat unter frдnkischen Schutzgestellt. Diese Schutzverpflichtung hat die Politik der deutschenKaiser und Kцnige im Mittelalter, die sich als Nachfolger desFrankenkaisers betrachteten und den Schutz des Kirchenstaates zuihren vornehmsten Aufgaben zдhlten, entscheidend geprдgt.Die Italienpolitik der deutschen Kцnige fьhrte jedoch imMittelalter auch zum Zusammenstoss zwischen den beiden hцchstenGewalten der damaligen Welt, dem Kaisertum und dem Papsttum, um dieVorherrschaft in der Weltordnung.

1.17. Karl der Grosse

Karl wurde als Sohn des frдnkischenHausmeiers und spдteren Kцnigs Pappins des Jьngeren imJahre 747 geboren. Nach dem Tode seines Vaters (768) teilte er dieHerrschaft mit seinem jьngeren Bruder Karlmann. Karl isolierteseinen Bruder politisch durch ein Bьndnis mit dem LangobardkцnigDesiderius und stellte die Reichseinheit wieder her. 774besiegte er Desiderius und setzte sich selbst die Kцnigskroneder Langobarden auf. 778 gliederte er auch das bis dahin weitgehendselbststдndige Bayern in sein Reich ein. Die Sachsen hingegenkonnten erst in einem ьber dreissig Jahre dauernden Kriegunterworfen werden. Auch in andere Richtungen sicherte und erweiterteKarl sein Reich.

Anlдsslich eines Aufenthaltes inRom wurde er am Weihnachtage 800 von Papst Leo III. zum Kaiser derRцmer gekrцnt. Die fьhrenden Adelsfamilien gewann erdurch die Ьbertragung von Дmter, so dass man schon indieser Zeit von einer Reichsaristokratie sprechen kann. Eine auflange Sicht zu verlдssigere Verfechtern (=Verteidigung) desReichsgedanken aber wurde die Reichskirche, die Karl durch den Ausbauder Bistumsorganisation, durch Schenkungen, durch seine Sorge fьrinnere Reformen des kirchlichen und klostereichen Lebens fцrderte.

An seinem Hof versammelte Karl diebedeutendesten Gelehrten der Zeit. Die von diesem Kreis ausgehendenImpulse fьhrten zu einem Aufschwung von Bildung, Wissenschaftund Kunstpflege. Am 28. Januar 814 starb Karl der Grosse in Aachen.

1.18. Sachsenkriege

Ьber dreissig Jahre, von 772 bis804, dauerten die kriegerischen, nach kurzen Friedenszeiten immerwieder neu ausbrechenden, blutigen Auseinandersetzungen Karls desGrossen mit den heidnischen Sachsen , die das weite Gebiet zwischenNordsee und Harz, zwischen Rhein und Elbe bewohnten. Dem Stil deskirchlich geprдgten Mittelalters entsprechend mussten dieSachsen als Angehцrige des Frдnkischen Reiches Christenwerden. Dass sie jedoch zur Taufe gezwungen wurden, war ungewцhnlichund erregte Kritik. Die Zerstцrung der Irminsul, einesHeiligtums der Sachsen (ein sдulentragender Holzstamm, der diedas Himmelsgewцlbe (небосвод)tragende Weltsдule darstellen sollte), rief 772 den Widerstanddes ganzen Volkes hervor. An ihrer Spitze stand der westfдlischeAdlige Widukind. Wдhrend nach und nach Teile dessдchsischen Adels auf die frдnkische Seite ьberwechseltenund sich taufen liessen, setzte Widukind den Wiederstand fort. Selbstso drakonische Strafmassnahmen Karls wie Hinrichtigung (казнь)einer grossen Zahl Aufstдndischer 782 bei Verden an der Allervermochten den Widerstand der Sachsen nicht zu brechen. WдhrendWidukind 785 aufgab und zum christlichen Glauben ьbertrat, kames noch bis 804 zu immer aufflackernden (вспыхивающие)Unruhen.

Trotz aller Brutalitдt desVorgehens in der kriegerischen Auseinandersetzungen suchte Karl dieVersцhnung (примирение)zwischen Franken und Sachsen, die in dem 802 aufgezeichnetensдchsischen Volksrecht zum Ausdruck kam. Der Aufbau einerkirchlichen Organisation mit der Einrichtungen von Bistьmern inBremen, Minden, Verden, Mьnster, Osnabrьck und Paderbornfestigte und vertiefte allmдhlich auch die Christianisierung dessдchsischen Volkes. Wenig mehr als ein Jahreshundert spдterging aus dem Stamm der Sachsen die Dynastie hervor, unter derenHerrschaft das ostfrдnkische Reich sich zum deutschen Reichentwickelte.

1.19. Kaiserkrцnung

Den AnstoЯ zur Begrьndungdes Kaisertums Kars des Grossen gaben innerrцmische Wirren(раздор), die den Frankцnigzum Eingreifen zwangen: Papst Leo III. Wurde 799 von einerAdelsopposition in Rom abgesetzt, doch er floh zu Karl nach Paderbornund erbat seiner Schutz. Aber auch Leos Gegner wandten sich an denKцnig, so dieser in eine schwierige Lage geriet. Im Herbst 800reiste Karl nach Rom. Nachdem sich der Papst durch einenReinigungseid (присяга)von den Anklagen seiner Gegner befreit hatte, setzte er Karl wдhrenddes Weihnachtsgottesdienstes in der Basilika eine Krone auf, wдhrenddas anwesende rцmische Volk durch Akklamation (Zuruf) denKrцnungsakt bestдtigte.

Nach der Kaiserkrцnung kehrteKarl ins Frankreich zurьck. Der Titel “Imperator“musste auf den Widerstand des byzantinischen Kaisers treffen, dersich als einziger legitimer Kaiser verstand.

1.20. Das Frankreichs Karls desGrossen

AlsKarl der Grosse im Jahre 814 starb, hinterliess er seinem Nachfolgerein riesiges, weitgehend gefestigtes Reich; dessen Grenzen warengegen Einfдlle der benachbarten Vцlker militдrischabgesichert, in denen die Markgrafen mit Sonderbefugnissen (особыеполномочия)ausgestattet waren. Im Sьdwesten des frдnkischenHerrschaftsgebietes, im Sьden der Pyrenдen, war alsSchutzwall gegen die Araber die “Spanische Mark“eingerichtet worden. Zwischen Raab und Donau wurde “PannonischeMark“ errichtet, gegenьber den Slawenvцlkern –“Sorbische Mark“, an Nord- und Ostsee – “DдnischeMark“, an der Nordwestgrenze – “Bretonische Mark“.

Um das Riesenreich ьberhauptverwalten zu kцnnen, wurden die schon aus der merowingischenZeiten stammenden Grafschaften auch auf die nichtfrдnkischenGebiete ausgedehnt. Die Grafen als vom Kцnig eingesetzteAmtstrдger waren militдrische Befehlshaber und Richter, siehatten die Polizeigewalt und die Aufsicht (надзор)ьber das Verkehrswesen und die Mдrkte. Ihre Amtsfьhrungliess Karl von Zeit zu Zeit durch kцnigliche Kontrolleureьberprьfen.

Die Rivalitдt der grossenAdelsfamilien untereinander und gegenьber dem Kцnigtumkonnte nur von starken Herrschaftspersцnlichkeiten wie Karl demGrossen zurьckgedrдngt werden. Das Zentrum vonKцnigsherrschaft und Reichsverwaltung bildete der kцniglicheHof, an dem es seit langem feste Hofдmter gab, vor allem dievier Hausдmter, denen die Versorgung des Hofes, die Verwaltungdes kцniglichen Schatzes sowie militдrische und sonstigeAufgaben oblagen (

1.21. Kaiserpfalz/Aachen

Karl der Grosse besass, wie allemittelalterlichen Herrschen, keine feste Residenz. Er zog mit seinemGefolge, zu dem auch die Familie gehцrte, von Pfalz zu Pfalz, umseine herrscherlichten Amtshandlungen auszufьhren. Diese Pfalzenwaren grosse und leistungsstarke bдuerliche Gьter(=Besitztum), die den Kцnig mit seinem gesamten Gefolge wдhrendAufenthaltes wirtschaftlich versorgten. Hier stellte er Urkunden ausund hielt Gerichtstage ab, hier empfing er auch Gesandte fremderMдchte. Karls Lieblingsplatz wurde Aachen. Dort war in der Mittedes 8. Jahrhundertsein kцnigliches Hofgut entstanden, das Karl,der seit 794 mit kurzen Unterbrechungen fast stдndig in Aachenweilte (>находиться)– nicht zuletzt wegen der warmen Quellen, - mit prachtvollenBauten ausstatten, zur Kaiserpfalz ausbauen liess. Die nach demVorbild byzantischer Zentralbauten gestaltete achteckige Pfalzkapellemit dem aus Marmorplatten bestehenden Tronsitz des Kaisers imObergeschoss bildet noch heute den Mittelpunkt des Aachener Mьnsters.Das benachbarte Rathaus steht auf dem Fundament der alten frдnkischenKцnigshalle.

1.22. Lehnswesen (=Besitztum, dasein Lehnsherr einem Vasallen verliehen hat) und Grundherrschaft

Dermittelalterliche Staat war ein “Personenverband“, erberuhte (основываться)auf dem persцnlichen Verhдltnis zwischen dem Herrscher unddem von ihm in unterschiedlicher Weise und vielfachen Abstufungenabhдngigen Volk Im Frдnkischen Reich war der mдchtigste– der Kцnig. Neben ihm gab es eine dьnneFьhrungsschicht von Grundherren; auch die stark aristokratischgeprдgte Kirche besass viele Lдndereien.

Der Grossgrundbesitz von Kцnig,Adel und Kirche war grundherrschaftlich organisiert. Kennzeichnendfьr die Grundherrschaft waren die sogenannten Fronhofsverbдnde.Sie bestanden aus einem vom Grundherrn betriebenen zentralen Fronhofund von Unfreien verschiedenster Abstufung selbstдndigbewirtschafteten Bauerngьtern. Diese Unfreien, die manGrundholde nennt, waren dem Grundherrn zu Abgaben undArbeitsleistungen (Fronen) verpflichtet und unterstanden seinerGerichtsbarkeit. So entstand das Lehnwesen aus der Verschmelzung vonLandleihe und persцnlicher Treue und Gefolgschaft, dersogenannten Vasalliditдt. Der Lehnvertrag wurde aufGegenseitigkeit abgeschlossen, meist symbolisch dadurch, dass derLehnsmann seine Hдnde in die des Lehnsherrn legte. Der Lehnsmannverpflichtete sich zu Dienst und Treue, der Lehnsherr ьbergabdas Lehen und versprach Schutz und Treue. Der Lehnvertrag endete erstmit dem Tod eines der Partner, doch auch Untreue des einen entbandden anderen seiner Treuepflicht.

Die Grossen des Reiches standen damitals kцnigliche Vasallen in einem Abhдngigkeitsverhдltniszum Herrscher, aber sie waren auch einerseits als Amtstrдger,als Grafen, als Markgrafen, als Pfalzgrafen und Kцnigsboten(курьер),andererseits als Besitzer eigener Grundherrschaften mit grossenMachtfьlle ausgestattet. Sie selbst konnten sich durch Vergabevon Land, Rechten und Дmtern Untervasallen schaffen und damiteinen eigenen Machtapparat aufbauen. So setzte sich trotz der Bindungdes Lehens an die persцnlichen Elemente Treue und Vasallitдtseit dem 9. Jahrhundert die faktische Erblichkeit (наследственность)der Lehen durch. Wegen der zentralen Rolle von Grundherrschaft undLehenswesen hat man der Gesellschaftsform des Mittelalters den Namen“Feudalismus“ gegeben.

1.23. Reichsteilungen 843/870

Die frдnkische Tradition derHerrschaftsteilung kam beim Tode Karls des Grossen 814 nicht zurGeltung und schien mit der sogenannten Ordinato Imperii(Reichsordnung) Ludwigs des Frommen von 817 vollends demGedanken der Reichseinheit zu weichen, aber der Kaiser selbst lцstemit der Дnderung der Nachfolgregelung zugunsten jьngstenSohnes Karl des Kahlen Sreitigkeiten aus, die schliesslichdoch zur Teilung des Reiches fьhrten.

Nach dem Tod des Vaters 840 verbьndeten sich Ludwig der Deutscheund Karl der Kahle gegen den kaiserliche Rechte beanspruchenden(претендующий)Lothar I. Der Bruderkrieg wurde 843 mit dem Teilungsvertragbeigelegt (улажена).Lothar I erhielt Italien, Karl der Kahle behielt den westlichen,Ludwig der Deutsche – den цstlichen Teil. DieReichseinheit blieb nominell gewahrt. Die beabsichtigte Vereinigungvon West- und Ostfrдnkischem Reich gelang nur 885 unter KaiserKarl III dem Dicken, einem Sohn Ludwigs des Deutschen. Die inden Vertrдgen von Verdun und Ribemont (880) nach Westenverschobene Grenze zwischen Teilreichen blieb ьber dasMittelalter hinaus im wesentlichen bestehen.


Daten


Ereignisse

113-101 v.Chr. Kдmpe der Rцmer mitKimbern und Teutonen
58 v.Chr. Sieg Cйsars ьberSweben Ariovist bei Mьlhausen
12-9 v.Chr. Germanenkriege des Drusus
4-6 n.Chr Germanenkriege des Tiberius
9 n.Chr. Schlacht im Teutoburger Wald
69-70 Aufstand des Batavers Civilis
Ab 90 Bau des Limes
98 Tacius’ “Germania“
166-180 Markomannenkriege Mark Aurels
375

Hunneneinbruch (Zerstцrungdes Gotenreiches) 

410

Plьnderung Roms durch dieWestgoten 

419-711 Westgotenreich (bis 507 umToulouse, dann in Spanien)
429-534 Vandalenreich in Nordafrika
443-534 Burgunderreich in den Westalpen
453 Tod Attilas
455 Plьnderung Roms durch dieVandalen
476 Absetzung des letztenwestrцmischen Kaisers durch den Skiren Odoaker
482-511 Chlodwig Kцnig der Franken
486 Sieg Chlodwigs ьber denrцmischen Statthalter Syagrius
493-526 Theodorich der GrosseOstgotenkцnig in Italien
496 Taufe Chlodwigs
507

Verdrдngung der Westgoten ausGallien durch Chlodwing 

531 Vernichtung des Thьringerreichesdurch die Franken
534 Vernichtung des Burgunderreichesdurch die Franken
534

Vernichtung des Vandalenreichesdurch Byzanz 

535-553 Ostgotenkriege Kaiser Justians desGrossen
568-774 Langobardenreich in Italien
687 Sieg Pippins des Mittleren beiTertry
711

Vernichtung des Westgotenreichesdurch die Araber 

741-768 Pippin der Jьngere
754 Pippinische Schenkung
5. Juni 754 Mдrtyrertod des Bonifatius
768-814 Karl der Grosse
772-804 Sachsenkriege
774 Vernichtung des Langobardenreichesdurch Karl den Grossen
25. Dez 800 Kaiserkrцnung Karls desGrossen
843/870/880 Teilungsvertrдge vonVerdun/Meersen/Ribemont
843-876 Ludwig der Deutsche ostfrдnkischerKцnig
900-911 Ludwig das Kind (letzterostfrдnkischer Karolinger)