Unter Valenz verstehen wir die Fдhigkeit eines Wortes, auf Grund seiner Bedeutung, Beziehungen zu anderen Wцrtern herzustellen. Eine Valenz, die auf der bedeutung basiert, haben nicht nur die Verben, sondern auch die Wortarten Substantiv, Adjektiv, Adverb;
Dabei unterscheiden wir solche Aktanten, die unbedingt stehen mьssen, damit der satz grammatisch richtig wird (obligatorische Glieder), und welche unter bestimmten Bedingungen stehen kцnnen (fakultative Glieder).
VI. Valenz der Verben.
Ein neuer Aspekt der einteilung der Verben ist die gruppierung der letzten nach der Valenz. Diese Einteilung ist strukturell-semantische, da sie die inhaltliche Prдgung des Verbs und sein grammatikalisches verhalten in Verbindung setzt.
Die Einteilung der Verben nach der Valenz ist in erster Linie auf die Syntax orientiert und bildet heute eine der Grundlagen der Theorie der Satzmodellierung. Es wird groβe Aufmerksamkeit bei der Satzmodellierung der strukturell-semantischen (lexikalisch-grammatischen) Analyse der Verben ihrer Valenz und ihrer lexikalischen Mehrdeutigkeit geschenkt.
Unter Valenz des Verbs versteht man die Fдhigkeit des verbs, die Zahl und die Art der Wцrter zu bestimmen, die das notwendige Minimum des satzes bilden.
H. Brinkmann bestimmt die valenz des Verbs wie folgt: „Das Verbum wirkt sich fьr den Satz nicht allein durch das Subjekt-Prдdikatsverhдltnis aus, sondern auch durch weitere Beziehungen, die dann naturgemдβt in das so erweiterte Subjekts-Prдdikatsverhдltnise eingeschlossen werden“.
Vom Standpunkt der Valenz unterscheidet H. Brinkmann entsprechend: nullstelige Verben (Es donnert, Es hungert), einstellige Verben (die Mutter schlдft), erweitert einstellige Verben (Ich danke dir), zweistelligen Verben (Er kauft die Nahrungsmittes im Geschдft).
Tesnier gibt auch seine Klassifikation der Verben der Valenz nach. Sie ist der Klassifikation von Brinkmann teilweise дhnlich. Er unterscheidet:
1) Avelente (nullwertige) Verben haben keine Valenz und kцnnen im Prinzip keinen Aktanten regieren (es blitzt).
2) Monovalente (einwertige) Verben haben nur eine Valenz, sie regieren nur einen Aktanten und sind intransitiv im traditionellen Sinne (die Mutter ruht sich aus).
3) Divalente Verben (zweiwertige) haben zwei Valenzen und kцnnen zwei Aktanten regieren, sie sind transitiv im traditionellen Sinne (Maria kauft Butter).
4) Trivalente (dreiwertige) Verben haben drei Valenzen und kцnnen drei Aktanten regieren (Alfred gibt Otto das Buch).
Die Einteilung der Verben in subjektive und objektive Verben wird auch von dem modernen begriff „Valenz“ des Verbs ьberdeckt.
Das Verb spielt dank seiner inhaltlichen Prдgung eine zentralle Rolle im Satz. J. Erben sagt, daβ die Verben ein Gescgehen oder Sein bezeichnen und also geradezu den Aussagekern liefern. Und indem die finiten Formen des Verbs als Prдdikat ddes Satzes fungieren, sind sie nach H. Glinz das „Leitglied des Satzes“. H. Renicke bestimmt das Verb als „die Zentralgroβe des Satzes“.
Diese satzbildende Kraft der finiten Formen des Verbs erklдrt man durch die Valenz des Verbs (oder Fьgungspotenz, fьgungswert, Wertigkeit genannt). Die Valenz des Verbs bestimmt den Bau des Satzes. Als Satzzentrumbesitzt dasVerb eine zweifache Valenz: a) die sogenannte linksgerichtete Valenz. (Vorhandensein / Nichtvorhandensein des Subjekts, Charakter des Subjekts); b) die sogenannten rechtsgerichtete Valenz (Objekt bzw. obligatorische Umstandsergдnzungen).
Eine дhnliche Unterscheidung macht auch J. Erben: „Von der Art und Wertigkeit des Verbs hдngt es wesentlich ab, welche und wieviele Ergдnzungsbestimmungen in Vor- und Nachfeld des Verbs auftreten und das Satzschema ausgestaten.“[20]
Aus der Definition der Valenz von Helbig, Schenkel, wissen wir, daβ der Verb um sich herum bestimmte Leerstellen nur obligatorische oder fakultative Mitspieler besitzen kann.
Und so unterscheidet H. Brinkmann nach der Zahl und dem Charakter dieser „Leerstellen“ folgende Verben:
1) nullstellige Verben;
2) beschrдnkt einstellige Verben;
3) unbeschrдnkt einstellige Verben;
4) erweitert einstellige Verben mit Dativ;
5) erweitert einstellige Verben mit Genitiv;
6) notwendig zweistellige Verben;
7) erweitert zweistellige verben
8) dreistellige Verben;
J. Erben zдhlt mit Recht zu den obligatorischen Ergдnzungen des Verbs im Satz nicht nur das Subjekt und die Objekt, sondern auch die sinnotwendigen Umstandsergдnzungen. Vgl. Er schleudert ihm den Handschuh ins Gesicht. Dementsprechend unterscheidet er ein-, zwei-, drei- und vierwertige Verben.
Aber die neuste theoretische und auf den fremdsprachenorientierte Untersuchung der Valenz deutscher Verben finden wir im von G. Helbig und W. Schenkel verfaβten „Wцrterbuch zur Valenz und Distribution“.
Hier finden wie die modernsten Definitionen fьr die Begriffe „Valenz“, „Leerstellen“ und „Aktanten“ , die die grundlegenden Begriffe der Valenztheorie sind.
Also die Valenz ist die Fдhigkeit des Verbs verstanden, bestimmte Leerstellen um sich herum zu eroffen, die durch obligatorische oder fakultative Aktanten zu besetzen sind. Als Leerstellen werden verstanden, die vom Verb geforderten und obligatorischen bzw. fakultativ zu besetzenden Stellen, die in der Bedeutung des Verbs angelegt sind. Aktanten werden diejenigen Glieder genannt, die diese Leerstellen besetzen.
V. Bedeutung und Valenz der Adjektive und Substantive.
zwischen absoluten nicht ergдnzungsbedьrftigen Adjektiven und den relativen Adjektiven, die nach ihrer lexikalischen Bedeutung einer Ergдnzung bedьrfen. Bei prдdikativer Verwendung erцffnen erstere eine Leerstelle, letztere aber zwei Leerstellen. Die erste Gruppe wird von Adjektiven Es gibt nicht nur die Valenz der Verben, sondern auch die Valenz der anderen Wortarten, solcher wie die Adjektive und Substantive.
Eine Reihe der Adjektiven ist valenzbedьrftig, diese Adjektive fordern als Valenzpartner Substantive mit oder ohne Prдposition.
z.B. Ich bin stolz auf meine Schwester.
Er ist einer guten Sache nicht fдhig.
Das Mдdchen ist einer Rose дhnlich.
Der Turm ist 200 Meter hoch.
Einige Adjektive behalten ihre Valenzpartner auch bei der attributiven Verwendung: ein 200 Meter hoher Turm, ein der Rose дhnlicges Mдdchen.
Aber sehr viel Adjektive werden nur prдdikativ und unflektiert gebrauucht: angst, feind, freund, schade, schuld u.s.w.
Es gibt aber auch die Adjektive, die nicht valenzbedьrftig sind und nur attributiv gebraucht werden, sie erscheinen immer in flektierter Form. Das sind zeitliche und rдmliche Bezeichnungen: die heutige, gestrige Zeitung; der dortige, hierige Erwohner;
Manchmal kommt es vor, daβ ein und dasselbe Bedeutung als Prдdikativ auftritt. Vgl.
Ein holzernes Haus. Das Haus ist uas Holz.
Aber: Sein Gesicht ist holzern.
Ein italienisches Schuhzeug. Das Schuhzeug ist aus Italien.
Aber: Das ist typisch italienisch.
Die Valenz des adjektivs ist einer der wesentlichen Einteilungsgrunde, das ist eine Einteilung aus syntaktischer sieht. Schon Otto Behaghel unterschied
Noch eine Einteilung des Adjektivs nach der Valenz und finden wir bei Schendels E.[21]
Hinsichtlich der obligatorischen und fakultativen Valenz teilt Schendels E. die Adjektive in zwei Gruppen ein:
1) mit einer obligatorischen Ergдnzung, d.h. mit einem obligatorischen Partner gebildet.
Er ist des Wartens mьde (ьberdrьssig)
Lдβt man die Ergдnzung weg, so дndert sich der Sinn:
Er ist mьde – Er ist des Wrtans mьde.
Er ist bцse – Bist du mir bцse?
Er ist fдhig (begabt) – Er ist einer solchen Tat nicht fдhig.
2) Zur zweiten Gruppe gehцren Adjektive mit einer fekultativen Ergдnzung:
Er ist (in seinem Beruf) tьchtig.
Unser Land ist reich (an Bodenschдtzen).
Aber man kann die Adjektive der Valenz noch in zwei Gruppen einteilen:
1) Diese Gruppe charakterisiert sich dadurch, daβ die Valenz eines vieldeutigen Adjektivs von seiner aktualisierten Bedeutung abhдngt. Zu dieser Gruppe gehцren z.B. Adjektive, die eine Person oder einen Gegenstand von der physischen Seite charakterisieren: alt, groβ, breit, tief, schwer, lang u.s.w.
2) Und die letzte Gruppe umfaβt alle Adjektive, die keine untergeordnete Ergдnzung fordern und folglich durch keine Valenz zu charakterisieren sind: schon (sehr schon), gut, golden, neu u.s.w.
Diese Adjektive bezeichnen vollstдndige Begriffe.
Wie schon gesagt, kцnnen die Substantive auch die Valenz besitzen. Die Bedeutung des Substantivs und seine Valenz sind aufeinander bezogen. Viele Substantive erцffnen keine Leerstellen um sich vollwertige begriffe bezeichnen, z.B. die meisten Gattungsnamen und Eigennamen. Aber einige Substantive verlangen eine Ergдnzung, einen obligatorischen Partner. Das sind in erster Linie :
1) Abstrakta, z.B. der Beginn (der Vorstellung oder Darstellung), der Verlauf (der Versammlung, des geschehens), der Ausdruck (seiner Gedanken, seines Gesichts) u.a.
2) Auch manche Bezeichnungen fьr Menschen sind ergдnzungsbedьrftig, z.B. der Vertreter (des bundestages), der Leiter (der Firma), der Vorsitzende (der Regierung) u.a.
3) Es gibt auch die sogenannten mehrwertigen Substantive, die zwei oder drei Ergrdern: die Dankbarkeit (der Schьler gegenьber ihrem Lehrer fьr seine Hilfe), die Fahrt (der Studenten in die BRD). Sonst sind die Valenzpartner fakultativ, sie kommen bei jedem Substantiv erscheinen: Aggregete von Textilmaschienen, das Motorrad des Nachbarn.
Als notwendiger Valenzpartner tritt zum Substantiv auch der Infinitiv mit „zu“, z.B. die Mцglichkeit zu arbeiten u.a.
Wenn sich die bedeutung des Substantivs verдndert, so kann sich auch seine Valenz дndern:
Mein Vater ist Lehrer (Berufsbezeichnung).
Ernst Thдlmann war Lehrer der deutschen Werktдtigen.
VI. Die Valenzanalyse des Verbs „danken“.
Jetzt nehmen wir die Valenzanalyse des Verbs „danken“ vor.
Die verben werden im Wцrterbuch zur Valenz und Distributiion deutscher verben auf drei Stufen analysiert.
Auf Stufe I wird die Anzahl der Mitspieler oder Aktanten als Index zum Verb angegeben. Dabei bezeichnet die zahl ohne Klammern die Anzahl der obligatorischen Mitspieler; die zahl in der Klammern die zahl der fakultativen Mitspieler. Die obligatorischen und fakultativen Aktanten werden addiert zu Gesamtzahl der notwendigen (valenzgebundenen) Glieder.
z.B.: Stufe I „danken“ 1+(2)=3
Die verschiedenen Varianten eines Verbs, die in der Regek auh mit verschiedenen Bedeutungen gekoppelt sind, werden auf Stufe I mit Variante I (einen Variante) u.s.w. ungegeben. Das ist eine quantitative Valeenzanalyse. Auf Stufe I werden nur quantitativen Valenzen angegeben.
Auf Stufe II werden die obligatorischen und fakultativen Aktanten als syntaktischen Umgebungen des Verbs bestimmt. Das ist schon eine qualitative Valenzanalyse. Dabei stehen die Symbole fьr die obligatorischen Aktanten ohne Klammern, die fьr die fakultativen Mitspieler in der Klammern.
Dies zeigt das folgende Beispiel:
Stufe II „danken“ → Sn, (Sd), (pS / NSdaβ)
Der erste Aktant ist obligatorisch. Er ist durch ein Substantiv im Nominativ ausgedrьckt. Er steht ohne Klammern.
Die anderen Aktanten sind fakultativ. Sie kцnnen im Satz stehen oder fehlen in bestimmten Situationen. Der Satz bleibt grammatisch richtig. Aber den obligatorischen Aktanten dьrfen wir nicht lassen (nich eliminieren), sonst wird der Satz nicht grammatisch .
Obwohl wir die fakultativen Aktanten eliminieren dьrfen, sie werden stets mitgedacht.
Der zweite Aktant steht im Substantiv Dativ. Der zweite fakultative Aktant kann entweder durch ein Substantiv mit einer Prдposition oder einem Nebensatz mit „daβ“ stehen. Alle auf diese Stufe vorkommenden Symbole sind aus dem Abkьrzungsverzeichnis.[22]
Auf Stufe III werden die obligatorischen und fakultativen Mitspieler des Verbs als semantische Umgebung fixiert.
Stufe III Sn→ 1. Hum (Der Jubilar dankt)
2. Absrt (als Hum) (Der Betrieb dankt dem Ministerium)
Sd→ 1. Hum (Der Lehrer dankt dem Schьler)
Quellenverzeichnis
1. Stepanowa M.D., Helbig G. “Wortarten und das Problem der Valenz in der deutschen Gegenwartssprache“ Leipzig, 1978
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3. Brinkmann H. „Deutsche Sprache“ Dьsseldorf, 1962
4. Erben G. „Abriβ der deutschen Grammatik“ Berlin, 1964
5. Behaghel O. „Deutsche Syntax“, Bd II, Heidelberg, 1924
6. Heyse G.C.A. „Deutsche Grammatik“ Hannover / Leipzig, 1908
7. Grebe P. „Der Groβe Duden. Grammatik der deutschen Gegenwartssprache“ Mannheim, 1959
8. Admoni W.G. “Der deutsche Sprachbau” Leningrad, 1966
9. Helbig G. „Theoretische und praktische Aspekte eines Valenzmodells“ In BVa Leipzig, 1971
10. Stepanowa M.D. “Die Zusammensetzung und die “innere Velenz” des Wortartes” In “Deutsch als Fremdsprache”, 1967
11. Sommerfeld K.-E., Schreiber H., „Wцrterbuch zur Valenz und Distribution deutscher Adjektive“ Leipzig, 1977
12. Schendels E. „Deutsche Grammatik“, Moskau, 1979
[1] Stepanowa M.D. und Helbig G. „Wortarten und das Problem der Valenz in der deutschen Gegenwartssprache“. VEB Bibliographisches Institut. Leipzig, 1978, s.118 – 119.
[2] K. –E. Sommerfeld und H. Schreiben. “Wцrterbuch zur Valenz und Distribution deutscher Adjektive” VEB Bibliographisches Institut. Leipzig. 1977, s. 15.
[3] Stepanowa M.D., Cernyљeva I.J. “Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache” Moskau, 1986
[4] Lewkowskaja K.A., “Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache” Moskau, 1968
[5] “Введение в семантику”, перевод с польского, М. 1968
[6] Stepanowa M.D., Helbig G. „Wortarten und das Problem der Valenz in der deutschen Gegenwartssprache“
Leipzig 1978, s. 118
[7] Zitiert nach : J Hebig, W. Schenkel. „ Wцrterbuch zur Valenz und Distribution deutscher Verben“ VEB Bibliographisches Institut. Leipzig 1973 s. 13
[8] Behaghel O.: “Deutsche Syntax” Bd. II, Heidelberg 1924, s. 113
[9] Heyse G.C.A. “Deutsche Grammatik” Hannover / Leipzig. 1908, s. 296
[10] Brinkmann H.: “Die deutsche Sprache” Dьsseldorf 1962, s. 223
[11] Erben G. “Abziβ der deutschen Grammatik”, Berlin 1964, s. 231
[12] Grebe P.: “Der Groβe Duden. Grammatik der deutschen gegenwartssprache“ Mannheim 1959, s. 436, 466
[13] Admoni W.G. “Der deutscte Sprachbau” Leningrad 1966, s. 80
[14] Admoni W.G. “Der deutscte Sprachbau” Leningrad 1966, s. 81
[15] Admoni W. “Der deutsche Sprachbau”, s. 82
[16] Admoni W. “Der deutsche Sprachbau”, s. 84
14 Hellbig G. “Theoretische und praktische Aspekte eines Valenzmodells” In Bva. Leipzig 1971, s. 35
[18] Stepanowa M.D.: „Die Zusammensetzung und die “innere Valenz” des Wortes“. In: „Deutsch als Fremdsprache“ 1967,Helf 6
[19] Sommerfeld K.-E., Schreiber H., „Wцrterbuch zum Valenz und Distribution deutscher Adjektive“ Leipzig 1977, s. 17, 315
[20] Erben J. „Abriβ der deutschen Grammatik“, Berlin 1964, s. 231
[21] Schendels. E. „Deutsche Grammatik“. Moskau 1979, s. 195
[22] G. Helbig, W. Schenkel “Wцrterbuch zur Valenz und Distribution deutscher Verben“, VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1973, s. 97